Rezension

Modernes Märchen

Herzenmacher - Akram El-Bahay

Herzenmacher
von Akram El-Bahay

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung zum Jugendbuch:

Herzenmacher

Inhalt in meinen Worten:

Leo ist nicht unbedingt der reichste Junge. Eigentlich geht es ihm dennoch gut, nur ist irgendwie was faul in seiner Familie. Der Vater ist früh verstorben, seine Mutter ist eine Spielzeugmacherin, doch Leo darf nie niemals in die Werkstatt.

Eines Abends, als Leo zu spät abends nach Hause kommt, kommt seltsamer Besuch. Dieser Besuch ändert das Leben von Leo grundlegend und er findet sich, dank seiner Neugierde auf einmal in einem völlig fremden Reich. Dem Winterreich. Doch eigentlich müsste der Winter seine Schwester den Frühling an den Start lassen, doch Macht und ein fehlendes Herz erschweren diese Sache. Denn sie möchte definitiv nicht sterben, sie hat Angst davor, denn damit der Frühling leben kann, muss ein Herz aufhören zu schlagen, damit das andere schlagen kann. So kommt der Tod Leo näher als ihm lieb ist und er muss erkennen, manches Märchen wird schneller Realität als ihm lieb ist. Reist du zusammen mit ihm in ein anderes Reich und lässt dich überraschen, wie das alles mit dem jetzigen Paris und Notre Dame zusammenhängt? Dann auf, auf und gebe deinem Herzen ein Abenteuer, nachdem du dich vielleicht gesehnt hast.

Wie ich das Gelesene empfinde:

Ich tat mir anfangs ganz klein wenig schwer. Denn der Sprachstil ist ähnlich zu den Erwachsenen Geschichten vom Autor, und diese brach ich bisher ab, jedoch seine Kinder und Jugendbücher dagegen taten es mir an. Somit blieb mir nur eines weiter lesen und herausfinden was kommen wird. Und zum Glück tat ich das, denn nach 70 Seiten befand ich mich in einem Abenteuer, das ein modernes Märchen ist. Alles ist vorhanden was ein Märchen ausmacht und auch die Liebe kommt nicht zu kurz.

 

Leo:

Ein Charakter braucht mehr als nur ein bisschen Leben in sich und das hat Leo, aufgrund seines eigenen Schmerzes wegen seinem Vater, weiß er was lieben und trauern bedeutet, zugleich weiß er aber auch, das man Dinge riskieren muss, um voran zu kommen, und das Aufgeben niemals Sinn macht. So kann ich mit Leo seine Geschichte erleben, mich berühren lassen und zugleich komme ich in das Grübeln. Denn neben Leo gibt es noch ganz viele andere Charaktere, die das Buch bereichern und lebendig machen. Eine davon möchte ich euch näher vorstellen.

 

Zeit:

Wie viel Zeit ein Mensch auf der Welt verbringen darf, bevor er auch sterben muss, verdrängen wir Menschen doch recht gerne. Zeit denken wir, haben wir immer, doch das ist nicht so. Die Zeit kann schneller heruntergelaufen sein, als einem lieb ist. Deswegen sollte man mit der Zeit auch wirklich sinnvoll umgehen, das Beste daraus machen, denn ein Tag der vergangen ist, der kommt nicht wieder. In diesem Buch geht es um das Thema Zeit. Das finde ich richtig gelungen. Selten lese ich so intensiv und stark über die Zeit und welche Auswirkungen Zeit mit sich bringen kann. Es ist an sich ein Jugendbuch, doch in diesem Punkt werden auch Erwachsene bereichert, denn automatisch denkt man über seine eigene Zeit, die man so hat, nach. Und mal ehrlich, wie oft will man den Tod wegschieben ihn nicht sehen, ihn nicht einmal zu nahe kommen, und in diesem Buch wird der Tod als das dargestellt was er ist, ein Moment der vergeht. Doch was macht man in diesem Zwischenraum, hier lässt der Autor den Leser selbst entdecken, und selbst seine eigene Welt sich ausmalen, finde ich gut, denn keiner weiß wie es ist im Zeitraum vom Tod zu stecken.

Spannung:

Nachdem der Schreibstil etwas beschwerlich ist und ich wirklich am Ball bleiben musste um nichts zu verlieren oder gar zu überlesen war es nicht immer einfach in der Spannung zu bleiben, doch es gelang und am Ende da passierte so viel, das ich staunte und 100 Seiten am Stück lesen musste, damit ich auch ja mit Leo seine Geschichte bis zum Ende erleben kann, ich vermute, es kann noch ein zweiter Teil kommen, denn dazu ist einfach viel zu viel noch offen gehalten, obwohl an sich ist diese Geschichte abgeschlossen.

 

Kritik:

Was mir nicht gut gefallen hat, das immer der böse Winter als der Böse dargestellt wird. Ist der Winter nicht die Jahreszeit, der am meisten gibt? Auch wenn alles weiß und vielleicht tot erscheint, so wäre ohne Winter kein neues Leben möglich. Und das spricht hier auch ein klein bisschen durch, dennoch ist der Winter böse und das gefällt mir nicht. Ich wünsche mir, das er nicht immer als der Bösewicht dargestellt werden würde. Aber das ist einfach so, weil einfach viele Geschichten – die Eiskönigin zum Beispiel – negativ auf den Winter reagieren.

Dabei hatte ich auch immer wieder das Gefühl der Autor hat diese Eiskönigingeschichte etwas umgeschrieben. Das wiederum finde ich gelungen. Warum? Nun alles was irgendwie in der Eiskönigin vorkommt, kommt auch in dieser Geschichte vor, außer das Leo zum Eisklumpen wird.

Lasst euch überraschen, denn auch wenn Ähnlichkeiten vorhanden sind, so ist diese Geschichte doch ganz anders.

Empfehlung:

Eine Geschichte für alle die Märchen mögen, die vielleicht erst noch für sich selbst herausfinden möchten, wofür ihr Herz schlägt. Für alle die es satt haben, das gerade so viele Mädchen eine Hauptrolle spielen, denn hier kommen eindeutig die Jungs auf ihre Kosten, auch wenn es Geschlechtsneutral zu lesen ist.

Eine Geschichte die zu wissen vermag, wie sie ihre Leser in den Bann ziehen kann, und ihnen dabei ein klein wenig von der Lebenszeit abzieht, sie dennoch und gerade viel reicher zurücklässt.

 

Bewertung:

Ich vergebe der Geschichte 4,5 Sterne, nachdem es bei mir aber nur volle Sterne geben kann, vergebe ich fünf. Warum? Auch wenn ich mir die ersten 70 Seiten dezent schwer tat, so hat sich das dann doch echt gewandelt und ich war berührt, mit welchen Gedanken in diesem Buch gespielt wird, und das es eine Geschichte ist, die klar macht, Endlichkeit muss es geben, denn was bringt einem die Unendlichkeit, dann wird das Besondere zu Nichte gemacht.