Rezension

Modernes Märchen mit einigen Längen

Die wundersame Mission des Harry Crane - Jon Cohen

Die wundersame Mission des Harry Crane
von Jon Cohen

Bewertet mit 3 Sternen

Beth stirbt überraschend und hinterlässt ihren Mann Harry. Dean stirbt überraschend am selben Tag und hinterlässt seine Frau Amanda und die gemeinsame Tochter Oriana. Nach einem schrecklichen Jahr der Trauer treffen die drei durch einen Zufall aufeinander und helfen sich gegenseitig dabei, den Weg zurück ins Leben zu finden. Dabei spielen ein Baumhaus, ein Vogel und ein riesiger Haufen Goldmünzen eine wichtige Rolle.

Wenn die drei Protagonisten interagieren, entstehen wirklich schöne, berührende und märchenhafte Momente. Jeder der Drei geht mit seinem persönlichen Verlust komplett anders um, was zu interessanten Spannungen führt. Gerade im ersten Drittel verliert sich die Geschichte jedoch viel zu oft in Nebensächlichkeiten. Einzelnen Nebenfiguren werden hier ganze Kapitel gewidmet, um sie vorzustellen. Für mein Empfinden wurde der Spannungsbogen dabei jedes Mal auf Null zurückgesetzt. Ja, die Nebencharaktere sind für den Verlauf der weiteren Geschichte durchaus wichtig, aber auf viele der Infos aus deren Kindheit und sonstiger Vergangenheit hätte ich ohne Probleme verzichten können. Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Vorstellung dieser Charaktere besser in die gesamte Geschichte eingewebt worden wäre. Zudem wird teilweise extrem plakativ betont, wer „gut“, aber arm, und wer „böse“ und geldgierig ist. Als dann Harrys Gold auftaucht, ist das Ende ein bisschen arg absehbar. Auch die Naturbeschreibungen waren mir teilweise zu viel. Bäume spielen zwar eine wichtige Rolle in Harrys Leben und in der Verarbeitung seiner Trauer, aber manche Stellen haben sich unnötig repetitiv angefühlt.

Die Stärken des Romans liegen für meinen Geschmack in den leisen, zwischenmenschlichen Momenten rund um Harry, Amanda und Oriana. Leider hat der Autor das Buch mit vielen Nebensächlichkeiten auf über 500 Seiten unnötig aufgebläht.