Rezension

Modernes Märchen regt zum Nachdenken an

Cascadia -

Cascadia
von Julia Phillips

Bewertet mit 4 Sternen

In Anlehnung an das Märchen der Gebrüder Grimm lesen wir mit „Cascadia“ die faszinierende Geschichte zweier Schwestern. Schwesternliebe, Verantwortung, Tagträumerei, Suche nach dem eigenen Weg sind Schlagworte, die mir hierzu einfallen. Aber es tauchen bei mir auch Fragen auf. Inwieweit ist es vertretbar die Wahrheit vor geliebten Menschen zu verheimlichen? Löst das nicht zwangsläufig Probleme aus? Dazu muss nicht einmal eine Lüge erzählt werden.

Mit Sam und Elena hat Julia Phillips eine in sich geschlossene Welt erschaffen. So erscheint es zumindest auf den ersten Blick. Doch je weiter man sich in ihr Leben einliest, desto mehr bemerkt man die Differenz der beiden. Die Unterschiede, die sich scheinbar wandelnden Stärken der Schwestern, die Wünsche und Bedürfnisse, die Ansichten und Verhaltensweisen werden deutlicher und verwischen gleichzeitig.

Und über alledem das Mystische, das Starke, das Wilde, das Bedrohliche, das Faszinierende, der Bär. Entzweit er die Schwestern? Verbindet oder trennt er ihre Welten? Oder ist er nur unschuldiger Auslöser einer unausweichlichen Katastrophe?

Das Ende des Buches hat mich überrascht und leicht irritiert zurückgelassen. Ich musste erst meine Gedanken sortieren um zu einem Schluss zu kommen.

Ich finde, es hat sich gelohnt dieses Buch zu lesen. Es gehört sicherlich zu den Geschichten, die polarisieren können. Aber auf jeden Fall ist Cascadia faszinierend geschrieben und regt zum Nachdenken an.