Rezension

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Modernes Märchen - traurig, aber warmherzig und hoffnungsvoll

Sehnsucht nach Mill River - Darcie Chan

Sehnsucht nach Mill River
von Darcie Chan

Mary McAllister ist schwer an Krebs erkrankt und beschießt ihrem Leben mit einer Überdosis Schmerzmittel selbst ein Ende zu setzen, ohnehin hätte sie nicht mehr lange zu leben gehabt. Ihr vergangenes Leben war ein einzigartig schweres und doch konnte sie ihrem Leben Glück und Zufriedenheit abgewinnen. Mit nur 16 Jahren erlebt sie als Schülerin Furchtbares und wird durch dieses Erlebnis psychisch so mitgenommen, daß es ihr nicht mehr gelingt, die Schule abzuschließen oder überhaupt noch in die Öffentlichkeit zu gehen. Ihr Vater, ein Farmer, züchtet Pferde und als Witwer tut er alles für Mary. Nichts wünscht er sich so sehr, als daß es ihr wieder gelingt, unter Menschen zu gehen und ihre Angst zu überwinden. Doch damls in den 40er Jahren gibt es noch keine geeigneten Ärzte oder Psychologen, die sich Mary annehmen könnten. Im Alter von 19 Jahren lernt Mary Patrick, Sohn aus sehr reichem Hause kennen. Er hat gerade Harvard erfolgreich abgeschlossen und soll die Marmorwerke seines Großvaters und Vaters weiterführen. In den letzten Jahren hat Patrick sich sehr für Pferde interessiert und so will sein Vater ihm ein schönes Pferd schenken. So kommt der Kontakt zur Farm von Marys Vater zustande. Als Patrick Mary das 1. Mal sieht, ist er von dem Gedanken besessen, sie als Frau gewinnen zu können. Ihm reicht nicht nur sein Ansehen und sein Reichtum, er will sich auch noch mit einer schönen und unterwürfigen Frau schmücken. Mit unbeschreiblicher Ausdauer gelingt es Patrick, sich Marys Vertrauen zu erkämpfen und sie auch seiner Familie vorzustellen. Mary scheint ihre Phobie etwas überwinden zu können, die beiden heiraten schließlich und als Hochzeitsgeschenk bekommen die beiden von Connor, Patricks Großvater ein großes imposantes Haus in Mill River geschenkt, wo die beiden fortan wohnen sollen. Das Glück der beiden scheint perfekt, doch die Ehe der beiden wird eine Katastrophe. Mary muß leidvoll Patricks wahre Natur erfahren und verliert auch noch ihren Vater. Ihre Phobie wird schlimmer und außer Father O'Brien dem örtlichen Geistlichen wird Mary in den kommenden 6 Jahrzenten bis zu ihrem Tod niemanden haben, dem sie sich anvertrauen kann und der den Kontakt mit der Außenwelt hält. Ihre Angst vor Fremden steigert sich immer mehr und die wenigen Versuche, die sie doch noch unternimmt, das Haus zu verlassen, enden katastrophal.
Doch Mary richtet sich ein interessantes Leben ein und beobachtet von ihrem Haus teilnahmsvoll das Geschehen in der Kleinstadt Mill River. Sie selbst kommt sich nicht ausgegrenzt vor. Nach ihrem Tod werden die Bewohner mit interessanten Enthüllungen und Plänen von Mary konfrontiert und lernen sie nach ihrem Tod als eine ungewöhnliche und empathische Frau kennen, die an ihrem Leben nicht verzweifelt ist und weiter an das Gute im Menschen glauben konnte.

Die Leseprobe hatte ich etwas falsch eingeschätzt, das Geheimnis um Mary hatte ich überschätzt, aber wenn es auch kein geheimnisvoller Krimi ist, so handelt es sich bei dem Roman um eine sehr schöne und warmherzige Geschichte, die man gerne an kalten, dunklen Herbstabenden liest. Die Idee zu dem Buch ist wirklich leicht märchenhaft und ist die Wirklichkeit auch manchmal noch so grausam, so braucht es doch bitte oft diese leicht märchenhaften Geschichten wie "Sehnsucht nach Mill River", die uns nicht am Alltag verzweifeln lassen.