Rezension

Mönch in der Sinnkrise, erzählt im 'stream of consciousness'

Aus der Mitte des Sees -

Aus der Mitte des Sees
von Moritz Heger

Bewertet mit 2.5 Sternen

Selbstbespiegelungsgedanken eines zweifelnden Mönches, größtenteils langweilig, einiges unglaubwürdig, sehr unterschiedlich in der Sprache

Warum dieses Buch?

Als ich den Klappentext las, war mir gleich klar: MARIA LAACH, dieser wundervolle geheimnisvolle See in der Eifel, vulkanischen Ursprungs mit dem Kloster und seiner romanischen Basilika in Sichtweite. Es geht im Buch um einen Mönch und auch dazu hatte ich gleich Bilder vor Augen. Als wir einmal im benachbarten Restaurant des Seehotels (Klosterbesitz) waren, saß am Nebentisch ein Mönch in Kutte, wahrscheinlich mit Verwandtenbesuch, aß lecker mit einem Glas Wein dazu. Warum auch nicht? Wie der Autor des Buches im Nachwort schreibt: Mönche sind auch Menschen. Das sollte sich im Roman mehr als bewahrheiten.

Worum geht es?

Noch Monate nach dem Weggang seines Mönchbruders Andreas hadert Lukas mit dessen Entscheidung, eine Familie zu gründen und somit das Kloster zu verlassen. Er fühlt sich alleine, alle anderen sind älter als er, aber eigentlich braucht er ein 'Du' zum gedanklichen Austausch. Mit der außergewöhnlichen Entscheidung von Andreas, der jetzt Vater ist und ein ganz anderes Leben führt, gerät Lukas in eine Sinnkrise. Er ist nicht mehr sicher, ob das Klosterleben das Richtige für ihn ist. So jedenfalls habe ich seine Zweifel verstanden.

Er ist als 'Gastbruder' für die Organisation des Hotelbetriebs – so darf man das wohl nennen – im Kloster zuständig. Von seiner anstrengenden Arbeit, von der man allerdings wenig erfährt, erholt er sich abends beim Schwimmen im See, wo er quasi meditativ versucht, seine Gedanken zu ordnen. Die gehen wirr durcheinander, wie das bei Gedanken so ist, springen hin und her, fordern aber dadurch den Leser zu großer Konzentration heraus ('Stream of consciousness').

Das wäre nicht unbedingt schlimm, wenn ich als Leser Gedanken darin finden würde, die mich 'anregen, über sich selbst nachzudenken, produktive, öffnende, bereichernde Gedanken', so der Autor im Nachwort. Gute Absicht, aber für mich leider nicht passend; ich habe keine gefunden. Das mag bei anderen Lesern anders ankommen, aber ich fand seine Gedanken doch sehr um sich selbst kreisend und ich konnte leider für mich nichts 'mitnehmen'. Und das hat überhaupt nichts mit Religiösem zu tun.

Der Leser soll 'etwas Tiefes über Menschen' erfahren, aber das war bei mir leider nicht der Fall. Ich habe mich über zwei Drittel des Buches gelangweilt und fand es erst gegen Ende hin interessanter, als Bruder Lukas vor einem Dilemma stand: Er fühlte sich von der Schauspielerin Sarah – dort zu Gast - sehr angezogen, auch sexuell, und hatte ein Angebot, Prior des Klosters zu werden mit der Option, später Abt zu sein. Wie würde er sich entscheiden?

Sarah ergreift die Initiative und der Leser fragt sich: Haben sie oder haben sie nicht? Diese Frage wird am Ende eindeutig beantwortet, was hier aber nicht verraten werden soll. Das Ende erschien mit unglaubwürdig, überhastet und allzu plötzlich im Sinneswandel.

Die Sprache

Eine schöne Sprache lässt mich Romane auch ohne viel Handlung genießen. In diesem war sie sehr unterschiedlich. Da waren Passagen über den See und seine Natur von großer sprachlicher Schönheit, solche, die mir überkandidelt und unverständlich erschienen und eine Stelle, die ich eher für einen Groschenromans passend fand: 'Heiß küssten wir uns, doch löste ich mich von deinen gierigen Lippen', aber auch technisch: 'nun führtest du mich in dich ein.' (239)

Fazit

Da mir der Roman nichts gegeben hat und ich froh war, das Buch zuklappen zu können, kann ich ihn leider nicht weiter empfehlen.