Rezension

Mörderische Hochzeit

Akte Nordsee - Der Teufelshof
von Eva Almstädt

Nein, diese Hochzeit ist nicht der schönste Tag im Leben des norddeutschen Jung-Landwirts Henning und seiner aus Lettland stammenden Frau Anna: Eine Nachbarin findet Hennings Eltern erschossen im Schlafzimmer, Henning ist schwerverletzt, Anna hat sich in einer Scheune versteckt. Was steht hinter den Morden in der Hochzeitsnacht? Fentje Jacobsen, deren Großeltern einen Schafbauernhof gleich in der Nacbarschaft betreiben, kennt Henning nicht nur aus ihrer Schulzeit, sie ist auch Anwältin und wird gebeten, Henning zu vertreten. Denn die Polizei sieht in dem Hoferben  keineswegs nur das Opfer, sondern auch einen möglichen Verdächtigen in Eva Almstädts Kriminalroman "Akte Nordsee. Der Teufelshof".

Almstätt lässt Fentje Jacobsen mit diesem Buch bereits zum zweiten Mal ermitteln. Fentje ist eine eher untypische Juristin, muss sie sich ihre Zeit schließlich zwischen den Bedürfnissen ihrer Klienten und denen mutterloser Lämmer aufteilen - die Großeltern sind in die Jahre gekomme, da muss auch auf dem Bauernhof mit angepackt werden. An dem professionellen Engagement der Anwältin, die als Einheimische auf der Halbinsel Eiderstedt bestens vernetzt ist, ändert das nichts. 

Henning ist allerdings nicht der Einzige, der anwaltliche Hilfe benötigt. Auch Anna gilt als tatverdächtige, hat sie doch das Drama als einzige unbeschadet überlebt - und angeblich vergessen, das Handy mitzunehmne. Warum hat die junge Frau, deren Schwiegereltern mit der Ehe nicht einverstanden gewesne sein sollen, nicht schon früher versucht, Hilfe zu holen? Auf diese Fragen will die Polizei Antworten.

Einer, der Anna eine solche Tat keinesfalls zutraut, ist der Journalist Niklas John, der bereits im ersten Buch der "Akte Nordsee" mit Fentje an der Aufklärung eines Falles arbeitete. Diesmal hat er ein ganz persönliches Motiv, denn Anna war die erste große Liebe seines Lebens. Nun gibt er den Ritter in schimmender Rüstung. 

Eva Almstädt spart nicht mit Andeutungen und Motiven sonstiger Beteiligter: Hennings Bruder und seine geldgierige Frau könnten doch ebenfalls ein Interesse am Erbe haben. Dann ist da Annas windiger Ex-Mann, vorbestraft wegen Betrugs. Oder hatte die vor wenigen Monaten verstorbene Dorfhebamme auf dem Totenbett Hennings Mutter ein Geheimnis verraten, für das jemand morden würde? Manche der Verdächtigen sind so unsympathisch und haben so triftige Motive, dass man beim Lesen abwinkt: die können´s nicht sein, schließlich werden sie schon in der ersten Buchhälfte in den Blickpunkt gerückt - und welcher Krimi-Autor macht das schon? Oder ist es gerade deshalb der Trick?

Almstädt lässt ihre Leser*innen jedenfalls eine ganze Weile rätseln und spart auch nicht mit ein paar dramatischen Momenten, obwohl dank kuscheliger Lämmer, Salzwiesen und kauziger Dorfbewohner durchaus auch Cozy-Potential in ihren Eiderstedt-Büchern steckt. Auch die wechselhafte Beziehung zwischen Fentje und Niklas hat sicher noch Potentials für weitere Bücher. "Der Teufelshof" ist spannend, gut lesbar, mit sympathischen Protagonisten. Und wer die Gegend um Sankt Peter-Ording mag, kommt auf jeden Fall auf seine Kosten.