Rezension

Mörderische Wahrheiten (kommen ans Licht)

Mörderische Wahrheiten - Theresa Prammer

Mörderische Wahrheiten
von Theresa Prammer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Handlung setzt 18 Monate nach den dramatischen Ereignissen von „Wiener Totenlieder“ ein. Privat scheint sich einiges zum Guten gewandelt zu haben. Carlotta und ihr Hannes sind ein Paar geworden, verbunden durch ihren kleinen Sohn, Konny.

Konrad erwacht aus monatelangem Koma - und leidet an Amnesie. Bitter für beide, besonders für Carlotta, die diesen Augenblick herbeigesehnt hat. Man wünscht ihr so sehr, dass er trotz gegenteiliger ärztlichen Prognosen seine Erinnerung wiederfindet. Und sie wird die ganze Zeit über von Zweifeln geplagt, ob sie nun tatsächlich Konrads Tochter ist und eigentlich Julia heißt, oder vielleicht doch nicht. Ein DNA Test könnte Klarheit bringen – aber ihre Angst, er könnte negativ ausfallen, lässt sie diese Möglichkeit vor sich herschieben.

Immer noch betrachtet Lotta Hauptkommissar Krump als ihren Intimfeind. Wieder braucht er ihre Hilfe bei brisanten Ermittlungen – dieses Mal wegen eines toten Mädchens, dessen Todesumstände frappierende Bezüge Mordfällen von vor über 30 Jahren aufweisen. Besonders mysteriös wird es, weil der seinerzeit geständige Täter kurz vor diesem erneuten Mord verstarb. Es bleibt nicht bei diesem einen Mord und wie immer gerät die Polizei unter Druck. Ausgerechnet Konrad Fürst war seinerzeit ermittelnder Kommissar und sein Wissen würde nun dringend gebraucht, aber wird er sich auch erinnern? Lotta soll eigentlich nur dabei behilflich sein diese Erinnerungen zu Tage zu fördern, doch sie ermittelt auf eigene Faust und kommt dabei dem Täter gefährlich nah. Wieder öffnet ihr der Name ihrer „Mutter“ Türen, die der Polizei verschlossen bleiben.

Im Laufe der Geschichte wird sehr eindringlich vor Augen geführt, was es bedeuten kann einen Serienmörder zum Ehemann bzw. Vater zu haben, traumatisiert und ohne Chance auf ein normales Leben, überall isoliert und stets am Abgrund.

Carlotta/Julia ist immer noch so spröde. Wieder setzt sie mit ihrer brüsken Art und ihrer Sprachlosigkeit, gerade wenn es um Gefühle geht, die Liebe von Hannes aufs Spiel. Da möchte man sie manchmal schütteln und rütteln und auf den richtigen Weg schubsen. Aber sie kann halt nicht raus aus ihrer Haut, zu oft und zu tief wurde sie schon verletzt in ihrem Leben. So richtig glaubt sie nicht daran, tatsächlich „liebenswürdig“ zu sein.

Die Autorin hat es erneut innerhalb weniger Seiten geschafft mich an ihre Geschichte zu fesseln. Ihre Art zu erzählen gefällt mir außerordentlich gut. Obwohl ich eher nicht so auf traumatisierte, von Alkoholsucht bedrohte Ermittler stehe, mag ich Lotta/Julia sehr. Sie hat so etwas Tapferes, Geradliniges, das mich sehr für sie einnimmt. Trotz ihrer persönlichen Probleme verfügt sie über großes Einfühlungsvermögen, auch wenn sie es die meiste Zeit zu verbergen weiß ;), und ihr Kampfgeist ist einfach beeindruckend.

Dieser zweite Fall hat mir noch ein bisschen besser gefallen als der erste und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Krimi von Theresa Prammer und das Wiedersehen mit den mir inzwischen lieb gewordenen Figuren.