Rezension

Mogelpackung

Tattoo - Ashley Dyer

Tattoo
von Ashley Dyer

Bewertet mit 3 Sternen

Solider Krimi, nicht mehr.

Seit einem Jahr ermitteln die Detectives Greg Carver und Ruth Lake im Fall des „Dornenkillers“. Ein Frauenmörder, dem bereits fünf Frauen zum Opfer gefallen sind. Er hält sie gefangen, tätowiert sie und arrangiert sie später an öffentlichen Orten.

Kurz nach dem Auffinden des letzten Opfers, das Carvers Frau verblüffend ähnlich sieht, wird dieser angeschossen und entkommt nur knapp dem Tod.

Wer steckt dahinter? Der Dornenkiller? Carvers Kollegin Ruth, die sich ebenfalls verdächtig verhält, oder steckt etwas ganz anderes hinter dem Mordanschlag?

 

Der Einband, übrigens sehr ansprechend und gelungen, verspricht: „Einen Thriller, der unter die Haut geht“. Und impliziert gleichzeitig eine spannende Jagd nach dem Dornenkiller.

Damit ist er aber leider zur „Mogelpackung“ geworden. Unter die Haut gehen hier nur die Dornen, die der Mörder für seine Tattoos benutzt. Und die Suche nach ihm ist nur die Rahmenhandlung dieses Romans.

 

Im Vordergrund steht hier eindeutig der „Fall Carver“. Ruth Lake fahndet zwar weiter nach dem Frauenmörder, aber der Mordanschlag auf ihren Kollegen und Freund, lässt ihr keine Ruhe und sie schafft es nicht, sich aus den Ermittlungen heraus zu halten. Nach und nach fördert sie immer mehr Lügen und Geheimnisse Carvers ans Licht und auch Ruth hat ihrem Kollegen einiges zu gestehen.

 

Die Ermittlungen im „Fall Dornenkiller“, konzentrieren sich vor allem auf das letzte Opfer Kara, eine Schauspielschülerin. Diese Nachforschungen nehmen einen großen Teil der Handlung ein und hätten vermutlich um einiges gekürzt werden können. Über die vier anderen Opfer erfährt man dagegen kaum etwas. Sie kommen genauso zu kurz wie der „Dornenkiller“.

 

Der Roman bietet durchaus einiges an Spannung, aber sie hält sich in Grenzen. Von echtem Nervenkitzel kann man nicht sprechen.

 

Die beiden Hauptcharaktere, Carver und Lake, tragen leider auch nicht dazu bei, diesen Roman zu etwas Außergewöhnlichem zu machen. Carver hat den Fall viel zu sehr an sich herangelassen, ist dadurch zum Alkoholiker geworden, hat alles andere vernachlässigt, woraufhin seine Frau sich von ihm getrennt hat. Klingt abgegriffen? Ist es auch. Auch die Auren, die er nach dem Mordanschlag auf sich, an den Menschen wahrnehmen kann, machen ihn nicht interessanter. Im Gegenteil. Auren?

Und Lake? Dieser Charakter bleibt eigentlich lange Zeit nicht wirklich greifbar. Ziemlich unterkühlt und schwer einzuschätzen. Solide Figuren, aber nichts Besonderes.

 

Warum ist dieser Thriller für mich eine Mogelpackung?

 

Nicht allein wegen des ziemlich vernachlässigten Dornenkillers und auch nicht die Tatsache, das sich hinter dem Pseudonym „Ashley Dyer“, die englische Autorin Margaret Murphy und die Forensikexpertin Helen Pepper verbergen ;-)

Vielmehr der Umstand, dass die beiden zusammen mit „Tattoo“ keinen spannenden Thriller, sondern dagegen einen einigermaßen soliden englischen Krimi geschaffen haben. Und als solcher sollte dieser Roman auch verkauft werden. Denn genau das ist „Tattoo“. Ein typischer englischer Krimi, langsam und behäbig, mit gemächlichem Spannungsaufbau. Mit einigen Längen, aber nicht schlecht gemacht und durchaus interessant. Aber hier wird ein Thriller verkauft und das muß bei den Lesern zwangsläufig für Enttäuschung sorgen.