Rezension

Mom und Dad und Mom und Dad und Mom und ...

Böses mit Bösem vergelten - Patrizia Sabrina Prudenzi

Böses mit Bösem vergelten
von Patrizia Sabrina Prudenzi

Bewertet mit 0.5 Sternen

Ähm ... ja. Ich bin ein wenig sprachlos, muss ich sagen. Und wie man an meiner Sternebewertung sehen kann, liegt das nicht an dem beeindruckenden Thriller, dass mir die Worte fehlen. Eher umgekehrt. Aber von vorn. Ich habe mir jetzt endlich einen E-Reader angeschafft und "feiere" das ein wenig, in dem ich mich dem bis jetzt von mir vernachlässigten Feld der Selfpublisher zuwende. Dieses Buch hier kostet nur 99 Cent, aber ich habe trotzdem das Gefühl, das war zu teuer - oder eher umsonst. ^^

Es geht dabei um Julia, die ein tragisches Schicksal hinter sich hat. Als sie sechs Jahre alt war, wurden ihre Eltern grausam ermordet und sie kam zu ihrer Tante, die alles andere als liebevoll war. Mittlerweile ist sie fast 23 und studiert irgendwas, wobei sie versucht, sich als Kindermädchen das Studium zu finanzieren. Ab und zu leidet sie unter Gedächtnisverlust - und genau das passiert ihr an dem Tag, als ihre Gasteltern ebenso grausam wie ihre Eltern ermordet werden. Natürlich ist sie die Hauptverdächtige, ein Ermittlerteam aus einem superheißen Inspektor und seinem ihm treu ergebenen, vernünftigen und trampeligen weiblichen Sergeant übernehmen die Ermittlungen. Es stellt sich heraus, dass ihre Familie eine uralte, sehr geldige ist - obwohl niemand so richtig weiß, wie sie ihr Finanzimperium aufbauen konnten. Weil bekannt ist, dass Julia unter Blackouts leidet und sie ihre von ihr abgelehnte Anwältin angegriffen und schwer verletzt hat, kommt sie in die Klapse. Von dort aus flieht sie und schlägt sich zu ihrem alten Elternhaus durch, in der Hoffnung, dass ihre Erinnerungen dort wiederkommen ...

Klingt erst mal gar nicht so verkehrt. Aber es fängt schon damit an, dass der Schreibstil oft holpert und poltert, als wäre die Geschichte ein Wagen, der über unebenes Gelände fährt. Dazu wimmelt es von Rechtschreib-, Grammatik- und Satzzeichenfehlern, dass es der Sau graust. (Obwohl deutlich zu lesen ist, dass ein Lektorat stattgefunden haben soll - keine Ahnung, was der Lektor getan hat außer Däumchendrehen.) Leider ist damit nicht Schluss, auch die Logik durfte sich zu großen Teilen ausruhen. Julia wird als superintelligent beschrieben, immer die Beste in der Schule etc. Den Beweis für ihre Intelligenz blieb sie mir schuldig. Außer Rumheulen und den Inspektor anzuschmachten hatte sie nicht viel drauf. Apropos Inspektor. Zuerst macht er ihr Vorwürfe, dass sie einen One-Night-Stand hatte (hallo, geht's noch?!), dann auf einmal ist er schrecklich in sie verliebt. Und sie in ihn. Keine Ahnung, wie das auf einmal gehen konnte, denn außer dass er eine männliche Kinnspalte und schönere Wimpern als alle Frauen hatte, die Julia kannte, hatte er nicht viel zu bieten. So war dem Leser schon etwa hundert Seiten vor ihm klar, wer zur Gegenseite gehörte, denn das sprang ja regelrecht ins Gesicht, genauso wie die Tatsache, wer derjenige ist, der die männliche DNS hinterlassen hatte. Der Träger derselben wurde mal in einem Nebensatz erwähnt mit der Behauptung, man könne nichts über ihn herausfinden - noch mal hallo? Was für eine miese Polizei ist das denn? Davon abgesehen, dass scheinbar auch niemandem aufgefallen ist, dass die DNS gewisse Merkmale besitzt, die sie ja gewissen Leuten zuordnet. Und das wird dann auch einfach so abgehakt.

Ich weiß gar nicht mehr alles, über das ich mich hier geärgert habe. Julia schlägt mit einem schweren Metallgegenstand jemandem mit voller Kraft über den Schädel, und der hat danach nur ein bisschen Kopfschmerzen. Später noch mal ähnliches, als sie mit einem Schürhaken auf einen Typen einkloppt - der steht immer noch mal wieder auf und verfolgt sie. Also, entweder ist Julia eine Frau mit der Kraft eines neugeborenen Babys oder die Autorin hat keine Ahnung von menschlicher Konstitution. Absolut genervt haben mich übrigens das ständige Mom und Dad. Nach dem 200. Mal wirkte es nur noch lächerlich. Zumal eigentlich in England Mum geläufiger ist, Mom wird eher in den Staaten verwendet. Aber hier gibt es ja auch eine Frau namens Hellen (bestimmt aus Griechenland) und obwohl ständig betont wird, wie britisch alles ist, wird ein Verdächtiger mit "Herr Preston" angeredet. Später gab es tatsächlich auch mal ein "Mister", aber das wurde dann wohl auch mal wieder vergessen. Dass sich ein Psychiater übrigens ständig in die Ermittlungen einmischte oder der Inspektor mit der Tante der Verdächtigen über seine Herkunft plauderte ... geschenkt. Das machte den Kohl auch nicht mehr fett.

Fazit: Ich hoffe, dieses "Buch" ist nicht repräsentabel für alle Selfpublisher.