Rezension

Momentaufnahme aus dem Leben mit offenem Ende

Baba Dunjas letzte Liebe - Alina Bronsky

Baba Dunjas letzte Liebe
von Alina Bronsky

Bewertet mit 4 Sternen

Gelungene Charakterisierung einer eigenwilligen alten Frau, die es erst spät gelernt hat, sich trotz widriger Umstände im Leben wohlzufühlen.

Dies war mein zweites Buch von Alina Bronsky. Und wieder ging es um eine alte Russin. Ob die Autorin damit die russische Seele beschreiben will, habe ich leider nicht herausgefunden. Doch eines ist klar: Diese Großmütter sind etwas besonderes! Sie wissen, was sie wollen und lassen sich durch nichts davon abhalten, auch wenn ihre Angehörigen nicht so begeistert von ihrem Verhalten sind.

Baba Dunja lebt in Tschernowo, in der Todeszone. Eine Weile war sie in eine weiter von Tschernobyl entfernte Stadt umgesiedelt worden. Doch die Sehnsucht nach den „Geistern“ trieb sie zurück in ihr altes Haus im Dorf. Eine Handvoll Menschen folgten ihr nach.

„Was ich in Tschernowo niemals gegen fließend Wasser und eine Telefonleitung eintauschen würde, ist die Sache mit der Zeit. Bei uns gibt es keine Zeit. Es gibt keine Fristen und Termine.“ (Seite 107)

Die Handlung in diesem nur 160 Seiten umfassenden Roman hält sich in Grenzen. Dafür beschreibt Baba Dunja das Leben im Dorf aus ihrer Sicht: 

„Politik ist natürlich wichtig, aber es bleibt trotzdem immer an einem selbst hängen, die Kartoffeln zu düngen, wenn man irgendwann Püree essen will“ (Seite 46).

Zum Einkaufen müssen die Abgeschiedenen weite Wege auf sich nehmen, was für die Alten schon sehr beschwerlich ist. Deshalb versorgen sich die Menschen mit dem gut wachsenden Gemüse aus dem eigenen Garten. Um die Strahlung machen sie sich keine Sorgen, im Gegensatz zu denen, die über sie berichten.

Eines Tages taucht ein Mann mit seiner kleinen Tochter auf. Da merkt man, dass ihnen die vorhandene Strahlung sehr wohl bewusst ist: Sie sorgen sich um die Gesundheit das Mädchens …

Fazit: Ich mag Baba Dunjas Lebenseinstellung. Sie meint, dass ihr in ihrem Alter nichts mehr geschehen kann und genießt ihr heutiges Dasein, ohne sich viele Gedanken um ihre Zukunft zu machen …