Rezension

Momentaufnahmen von der Zeit danach

Nach Mattias
von Peter Zantingh

Bewertet mit 4 Sternen

Erzählt werden in diesem Roman Geschichten von 9 Menschen, deren Leben durch Mattias Tod auf die ein oder andere Weise berührt werden. Es sind gut geschilderte Momentaufnahmen, in denen man als Leser die Situationen, aber auch die Charaktere dieser Menschen gleich bildlich vor Augen hat. Es ist ein Buch, in dem Aspekte und Konsequenzen behandelt werden, die das plötzliche Verschwinden eines Menschen auf das Leben derjenigen, die zurückbleiben, haben kann. Das sind zum Beispiel zwei Menschen, die sich begegnen, und die sich unter anderen Umständen niemals getroffen hätten. Es ist die angespannte Beziehung eines älteren Paares, die auf die Probe gestellt wird. Es sind Menschen, die ihre Leben neu bewerten müssen. Und es ist vor allem reiner Zufall.

Dreh- und Angelpunkt dieses Buches ist jedoch Mattias, ein junger Mann in den Dreißigern, von dem man anfangs kaum mehr weiß, als dass er von einem Tag auf den anderen nicht mehr da ist. Indem man die Geschichten der anderen Menschen liest, die zunächst willkürlich ausgewählt zu sein scheinen, erschließt sich dem Leser nach und nach, was mit Mattias geschah und was für ein Mensch er war.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass es ein Buch über Trauer ist. Jemand ist gestorben, und die Hinterbliebenen müssen einen Weg finden, damit umzugehen. Aber es ist mehr als das. Denn dieser Roman handelt auch von dem Mut, den es braucht, positiv zu bleiben. Und von den Menschen, die mit ihrer Ohnmacht und Trauer umgehen müssen, während die Öffentlichkeit auf ihre ganz eigene Weise Anteil nimmt.

Beim Lesen dieses knapp 240 Seiten umfassenden Buches hätte ich mir manchmal gewünscht, dass der Autor mehr ausformuliert und ausführlicher geschrieben hätte. Tatsächlich ist dies jedoch eher meiner Ungeduld geschuldet, weil ich unbedingt mehr über Mattias und seine Todesursache erfahren wollte. Denn genaugenommen schafft es der Autor, sich mit seinem eher knapp gehaltenen Schreibstil dennoch bildhaft und gefühlvoll ausdrücken, um einen in die jeweilige Stimmung und Emotion hineinzuversetzen. So bleibt in diesem Roman auch durch nicht bis ins kleinste Ausformuliertes, das aber auch nicht als explizit Fehlendes oder Lückenhaftes empfunden wird, genug Raum für eigene Erinnerungen an gewisse Geschehnisse, die seinerzeit über die Medien verbreitet wurden und betroffen machten. Ungewöhnlich, aber lesenswert!