Rezension

Monster sind die besseren Erfinder

Die Monsterabteilung - Robert Paul Weston

Die Monsterabteilung
von Robert P. Weston

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt
Restaurantkritiker sind ein Alptraum, vor allem wenn sie zur Familie gehören. Elliot muss sich jeden Morgen der kulinarischen Misserfolge seiner Eltern annehmen und sie dann auch noch detailliert bewerten. Als dann der Brief von Onkel Archie auftaucht und zu einem ausgiebigen Rundgang durch die mehr als geheimnisvolle Erfinderfabrik Denki-3000 einlädt, freut sich Elliot riesig. Merkwürdig ist dagegen, dass er seine 'Freundin' Leslie mitbringen soll. Was dann auf die beiden zukommt, ist allerdings mehr als außergewöhnlich. Denn nicht nur die Erfindungen sind verrückt, sondern auch die Erfinder selbst. Die Forschungsabteilung wird doch tatsächlich von Monstern geleitet und diese verlieren bald ihren Job. Der superfiese Riesenkonzern Quasicom will Denki-3000 übernehmen und damit Onkel Archies Lebenswerk zerstören, aber Elliot und Leslie wollen da auch noch ein Wörtchen mitreden...

 

"Es gab Bücherregaltürme, Bücherregaltäler, Bücherregalbrücken und Bücherregalhöhlen; es gab sogar Bücherregale, die anderen Bücherregalen entsprossen und aussahen wie ... Bücherregalbäume." (S. 185)

 

Meine Meinung

Charaktere
Elliot ist 12 Jahre alt und der typische Einzelgänger. Brille, Anglerweste und Wissensdurst begleiten ihn auf Schritt und Tritt. Weniger unterhaltsam ist dagegen das grausame Essen seiner Eltern, welches mehr oder minder unzerkaut im Magen landet (wenn er denn Glück hat). Er bewundert seinen Onkel Archie und strebt eher dessen Karriere an, als einen Platz in der Feinschmeckerschule.

Leslie leidet unter dem eingebildeten Fernweh ihrer Mutter. Nie bleiben sie lange an einem Ort und so sind Freundschaften von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Zugegeben Bickelburg ist nicht gerade die Stadt ihrer Träume, aber immerhin lebt hier ihr Großvater. Als sie von Elliot mit zu Denki-3000 geschleppt wird, erkennt sie, dass sie endlich einen Ort gefunden hat, wo sie einfach bleiben müssen!

Onkel Archie ist vollkommen verrückt, extrem eigentümlich und ein Erfinder, wie er im Kinderbuche steht. Kurz zusammengefasst: ein liebevoller Chaot, der dazu neigt zu verschwinden...

Gaaaaaaaaanz viele Monster!
Ein kleiner Auszug: Jean-Rémy (Fledermauself, Leiter der Kniffligen Dingologie), Gügor (Knochenzermalmer, Leiter der Rickum-Rockerei), Goggelmoggel Meckermann (Rechte Hand des Direktors), Patti Matschmeyer (Design)

Nun zu meiner ganz persönlichen Meinung zur 'Monsterabteilung'.
Es gibt Monster, einen verrückten Onkel, zwei abenteuerlustige Kinder und noch ein paar weitere Absurditäten. Insgesamt scheint das für mich die perfekte Mischung zu sein, oder? Jein!

Zu gern würde ich mich in Lobeshymnen verlieren, weil ich das Konzept liebe und die Gestaltung ein Traum ist.

Von daher erstmal zu den positiven Auffälligkeiten.
Die Gestaltung ist wunderschön. Buchstaben und Zeichnungen auf dem Cover sind erhaben und es ist ein großer Spaß über die Buchstaben zu streichen, die zudem einzelne Monster darstellen.
Jedes Kapitel beginnt mit der Zeichnung einer verrückten, aber grandiosen Erfindung. Außerdem sind detailreiche Zeichnungen im Buch verteilt, in denen man so einige Dinge entdecken kann. Für diese Ideen gibt es die volle Punktzahl mit Sternchen.

Das Konzept dahinter finde ich auch klasse. Unendlich viele Monster, die im Prinzip die einzigen Mitarbeiter einer Erfinderwerkstatt sind. Eine Vielfältigkeit, die wunderbar beschrieben wird und die Einzigartigkeit, die damit einhergeht.

Besonders gefallen hat mir auch das Abstraktorium. Dort werden Essenzen aufbewahrt, die letztendlich bestimmte Gefühle widerspiegeln. Von 'Freude' bis 'das Gefühl einem Ghork bei Nacht zu begegnen', wird dort alles sorgfältig aufbewahrt und natürlich manchmal benutzt aber psssst...

Jetzt zu dem schwierigen Teil: was hat mich eigentlich gestört?

Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht, aber kaum greifbare Argumente gefunden. Wenn ich ein Buch lese, gefällt es mir oder eben nicht. Mal liegt das an dem Stil, an der Geschichte oder dem (fehlenden) Spannungsbogen. In diesem Fall kann ich nur festhalten: mir hat etwas gefehlt.

Ein bisschen bewusste Kritik werde ich gleich noch erläutern, aber vor allem stört mich dieses besagte Gefühl.

Das Buch wird ab 10 Jahren empfohlen. Da ich noch keine Kinder habe, kann ich mich da wahrlich nicht weit aus dem Fenster lehnen, aber ich empfand viele Fremdwörter als etwas schwer für dieses Alter. Zumal man ohne Bedenken andere, leichtere Wörter hätte benutzen können.
Hier eine kleine Auswahl: Kannibale, Kolumne, Haute Cuisine, Borschtsch, Investmentfirma, Holding, Glaslobby, futuristisch, Gründungscharta, Kandelaber (entnommen aus Kapitel 1 und 2).

Es gab sehr viele Monster, die alle zwar sehr fantasievoll beschrieben worden sind, aber teilweise war es doch etwas überladen an einzelnen Informationen. Manchmal litt dadurch auch das Voranschreiten der Handlung.

Nun kommen wir auch zum Knackpunkt - theoretisch gab es spannende Momente, aber praktisch habe ich diese nicht als solche empfunden. Im Nachhinein kam mir die Geschichte eher etwas monoton vor, obwohl ich das keineswegs so abwertend meine, wie es klingt. Mir gefiel die Entwicklung und es gab zum Schluss ein paar lustige Überraschungen, aber aufregend war es nicht unbedingt.

Tatsächlich würde ich aber trotzdem eine Fortsetzung lesen, denn mich interessiert, wie es womöglich weitergeht :)

Fazit
Kurzweilige Monstergeschichte, liebevoll gestaltet, etwas wirr, aber einen Blick oder noch besser einen ganzen Lesemoment ist es wert ;)