Rezension

Monumental, bildgewaltig, begeisterungswürdige Charaktere

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell - George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell
von George R. R. Martin

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Winter naht und mit ihm eine dunkle Macht aus dem hohen Norden.
Doch auch im Süden formieren sich undurchsichtige Kräfte, bereit, die Geschicke der gesamten Sieben Königslande zu beeinflussen.

 

Als ausgerechnet sein alter Freund, der König von Westeros, ihm einen Besuch abstattet, ahnt Eddard Stark, Hüter über den Norden, nichts von den Verwicklungen, in die er bald verstrickt sein wird. Denn Robert Baratheon hat ihn zu seiner Rechten Hand erkoren und will ihn unbedingt in der Hauptstadt Königsmund an seiner Seite wissen.
Sehr bald jedoch kommt Ned einem brisanten Geheimnis auf die Spur, das ihm einen deutlichen Eindruck vermittelt, mit welchen Intrigen und Skrupellosigkeiten er in seiner neuen Stellung zu rechnen hat. Fast schon hilflos muss er mit ansehen, wie er und seine gesamte Familie unter den Verschwörungen am Hof und anderswo zu leiden haben.
Und dennoch scheint der wahre Feind, der zu weitaus Schlimmeren imstande ist, sich jenseits der Großen Mauer außerhalb des Reiches zu erheben.

 

 

Ja, ich gebe es zu, ich bin über die Serie zur Buchreihe gekommen. Game of Thrones hat mich von Anfang an begeistert und da wollte ich unbedingt herausfinden, ob die Vorlage mich ebenso mitreißen kann. Und es hat sich wirklich gelohnt!
Zuallererst muss ich sagen, dass die Verfilmung sehr nahe am Roman gehalten ist, zumindest was den ersten Band angeht. Die vielschichtigen Figuren sind von den Darstellern perfekt getroffen, was mich richtig gefreut hat. Denn gerade diese machen den besonderen Reiz der Geschichte aus. Trotz ihrer großen Anzahl gelingt es George R. R. Martin, jedem Charakter eigenes Leben einzuhauchen. Dank der vielen verschiedenen Perspektiven, aus der man Westeros und die Verwicklungen rund um den Eisernen Thron betrachtet, erhält man einen ausführlichen Einblick in das Seelenleben der Vertreter unterschiedlichster Gruppen und Lager. Nicht jeder von ihnen ist sympathisch oder gar liebenswert, aber sie werden nicht nur von außen betrachtet und beurteilt, sondern kommen oft erfreulicherweise selbst zu Wort. Dadurch lernt man ihre Beweggründe sehr gut kennen und nicht selten erscheinen dadurch ehemals verhasste Protagonisten gerade als die Nachvollziehbarsten. Die Interessantesten unter ihnen sind meiner Meinung nach Jon Snow, Tyrion Lannister und Daenerys Targaryen.

 

Der Schreibstil sehr lesenswert, flüssig und dennoch bildhaft und nicht zu einfach gehalten. Mit seinen Worten beschwört der Autor eine Welt und die dazugehörige Atmosphäre auf, die ziemlich düster und hin und wieder derb erscheinen, aber auch gleichzeitig einen Hauch von Magie an sich haben.
Dabei lassen sich genauso genommen nur wenige fantastische Elemente finden. Mystische Wesen wie Elfen, Orks, Zauberer oder Zwerge sucht man in diesem Buch vergebens. Allein die Schatten aus der Vergangenheit in Gestalt der Drachen oder der Anderen sorgen für ein übernatürliches Flair, das allerdings nie zu aufdringlich wird oder gar im Mittelpunkt steht. Vielmehr konzentriert sich die Handlung auf die politischen Ränkespiele in, um und weit außerhalb der Hauptstadt und deren Auswirkungen auf die einzelnen Beteiligten und ähnelt dadurch eher einer historischen Erzählung als echter High-Fantasy.
Zwischendurch jedoch muss sich der Leser durch die eine oder andere Länge quälen, was mir sicher auch deshalb so gravierend aufgefallen ist, weil ich die Hauptstory bereits aus der Serie kannte.

 

 

Der erste Band der Reihe über Das Lied von Eis und Feuer ist ein wirklich gelungener Einstieg in die geheimnisvolle Welt von Westeros. Spannende, vielschichtige und daher verdammt interessante Charaktere und eine dichte, düstere und vor allem überraschend realistische Handlung wissen den Leser zu fesseln. Die Herren von Winterfell bietet Intrigen, Liebe, Verzweiflung, innere und äußere Kämpfe gewürzt mit einer Prise Magie, die lediglich leicht durchschimmert, aber immer präsent ist. Das tröstet leider nicht über die eine oder andere Länge hinweg, die den Lesefluss gelegentlich trübt.
Trotzdem ist der erste Teil von George R. R. Martins Serie für jeden absolut empfehlenswert, der sich für gut durchdachte Figuren und lebensnahe Fantasy begeistern kann.

Kommentare

kommentierte am 29. Januar 2014 um 00:14

Schöne Rezension :)