Rezension

Moral? Nein danke.

The Selection: The One. Selection - Der Erwählte, englische Ausgabe - Kiera Cass

The Selection: The One. Selection - Der Erwählte, englische Ausgabe
von Kiera Cass

Bewertet mit 0.5 Sternen

Zuerst einmal muss ich sagen: die Cover sind wunderschön. Alle vier. Daran bestetht kein Zweifel. Ich bin auch Mädchen und obwohl das hier eigentlich nichts zur Sache hat, ist das schon ein sehr großer Kaufgrund. Leider ist das das einzig positive an der gesamten Reihe. Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll, mich über dieses Buch aufzuregen, so schlecht ist es. Eigentlich hat es auch keine Rezension verdient.

Also, wo fange ich an? Vielleicht damit, dass sich Americas Moralvorstellungen alle drei Seiten ändern. Eigentlich hat man als Leser keine Ahnung, wie sie sich fühlt. Ihre Gefühlslage wird dann in einem Satz beschrieben und das wars dann. Hauptsatz, Subjekt, Prädikat, Objekt. Mehr braucht man auch nicht. In der Mitte des Buch saß ich dann auf einmal da und dachte: Huh, sie liebt ihn ja doch. War mir jetzt gar nicht bewusst.

Mal ehrlich, welche Zielgruppe soll dieses Buch lesen? 12-jährige? 14-jährige? Was sollen sie sich darunter vorstellen?

Charakterenwicklungen gibt es hier genug. Und die einzig wirklich glaubhafte ist die von Celeste. Ja, selbst ich habe gestaunt, aber sie mochte ich am Ende am liebsten. Aber ich hab eh n soft spot für Nebencharaktere.

Americas Entwicklung dreht sich mindestens 5x so schnell im Kreis, das man nicht mehr mitkommen kann. Zu Anfang der Reihe fand ich sie noch sehr sympathisch. Die Motive, die sie in die Lottery geschickt haben, ihren Starrsinn, was das Tragen von Hosen angeht, ihr Mitgefühl ihren Maids und den anderen Mädels gegebenüber. Leider ist das alles im ersten Buch geblieben. Jetzt kommandiert sie ihre Maids nur rum, ist überheblich, arrogant um am schlimmsten: sie nimmt alles für selbstverständlich. Wo einst die bodenständige America war, ist jetzt eine affektierte Puppe. Schade, dass das Hosendrama nur von so kurzer Dauer war. Ich hätte mir gewünscht, wenn sie sich mehr aufgelehnt hat, mehr "normal" geblieben wäre. Man sollte sich immer für sich selbst, und nie für jemand anderen verändern.

Zu Maxon kann ich überhaupt nichts sagen. Ich konnte ihn von Beginn an nicht leiden und hätte mir eigentlich gewünscht, dass er sogar vielleicht ein bisschen was von Joffrey hat. Insgeheim ein bisschen arschlochmäßig und tyrannig veranlagt. Wie sein Vater. Aber natürlich ist er das nicht. Wir sind hier ja nicht bei Game of Thrones. Leider.

Von allen beteiligten verstehe ich Aspen am wenigsten. Natürlich habe ich für in gerootet, das tue ich immer für die Nebencharaktere, aber irgendwann dachte auch ich: wenn ich er wäre, wäre ich längst ausgerastet und hätte America konfrontiert. Aber scheinbar ist alles doch glatt gelaufen für jeden und America wurde am Ende dann vor vollendete Tatsachen gestellt und alles ist Friede, Freude, Eierkuchen zwischen ihnen. Irgendwo ist das auch vorhersehbar.

Allgemein war die Handlund des Buchs sehr vorhersehbar und schwach. Ein paar Charaktere habe ich natürlich nicht durchschaut, ich bin ja auch nicht Sherlock, also hat mich das schon überrascht. Nur mit der Eile, mit der die Handlung im Buch durchgeackert wird, ist verstörend. Der halbherzige Versuch, eine James Bond-Mission auszuführen scheitert kläglich, weil die beteiligten wahrscheinlich zu wenig Agentenfilme gesehen haben, als dass sie sie auch nur halbwegs gut durchplanen können. Das Mädchen, das America dann auf ihrer Flucht trifft, hat eine Backstory, mit der man richtig viel hätte machen können. Stattdessen wird diese nur zufällig runtergerasselt und kurzerhand beschlossen, dass sie mitgenommen wird. Alles gut und schön, aber so unrealistisch, dass es wehtut. Ich hätte gut gefunden, wenn sie America entführt hätte und America sich irgendwo eingesperrt gefunden hätte und alles, was sie erlebt als Undergrounf-Informationen hätte nutzen können. Aber nein, natürlich auch das nicht.

Schlussendlich dringen die south rebels doch noch in den Palast ein und ein Blutbad gewinnt. Alle wichtigen Personen werden gerettet, nun ja, fast, und alles geht im Großen und Ganzen gut. Alle finden ihre big love und alle Charaktere, für die die Autorin wohl zu faul war, ein Ende zu schreiben, sterben einfach. Oder sie wusste nicht, was sie schreiben sollte, und hat sie umbringen lassen. So kann man schließlich auch Probleme aus der Welt schaffen; werde ich mir merken, wenn ich mal ein Buch schreiben sollte.

Ich habe mich richtig durch dieses Buch gequält und habe es bestimmt alle fünf Seiten aus dem Fenster werfen wollen ( http://media.giphy.com/media/GqJKfhPj6CsDe/giphy.gif ), nur war meine Neugier - obwohl man eigentlich schon wusste, wie es enden wird, nur man eben wissen wollte, welche twists es noch geben wird. Das Cover hat natürlich auch gut zum Spoilern beigetragen.

Schade, dass die TV-Serie nicht adaptiert wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn sich da ein paar gute Schreiber dran gesetzt hätten, die Serie sogar besser geworden wäre als die Bücher.

Falls hier also jemand ist, der die ersten beiden Bücher noch nicht gelesen hat und jetzt auf dieses gestoßen ist, alleine weil es das aktuellste ist: BITTE BITTE, lies nicht! Dann doch lieber Twilight. Und das meine ich nicht im Scherz. Leider.