Rezension

Mørcks politischster Fall bisher

Verachtung
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 5 Sternen

Bei der Überprüfung einiger Vermisstenfälle stößt das Dezernat Q auf vier Vermisste im September 1987. Als Mørck, Assad und Rose dem Fall nachgehen, kommen menschenverachtende Praktiken aus der Vergangenheit ans Licht. Die Fäden spinnen sich bis zu einer Partei, die dieses Gedankengut heute noch vertritt und die die Ermittler um jeden Preis aufhalten will.

 

Eigentlich hatte ich bei „Verachtung“ zwar eine gute Story erwartet, aber nicht diese politische Brisanz und vor allem die Wendung am Ende. Dieser politische Aspekt, mit dem der Autor ganz klar rechtes und nationales Gedankengut anprangert, hat mich beeindruckt. Somit war dies überraschenderweise ein Fünf-Sterne-Buch. Vor allem das Nachwort, in dem der Autor bestätigt, dass es die Anstalt für Frauen wirklich bis in die 1960er Jahre gab, hat mich noch einmal geschockt.

 

Von vorneherein weiß man als Leser wieder, wer hinter den Vermisstenfällen steckt. Das Schicksal von Nete Hermansen wird immer wieder abwechselnd mit der heutigen Handlung erzählt. Meine Sympathien hatte Nete trotz ihrer mörderischen Absichten. Doch nicht alles läuft wie geplant und so erhielt die Schilderung des Verbrechens noch einmal eine zusätzliche Tiefe.

 

In der Handlung der Gegenwart spielt wieder Carl Mørcks Verhältnis zu Psychiaterin Mona eine Rolle (für mich uninteressant), Hardy macht minimale Fortschritte (gerne mehr davon), Roses schwierige Psyche (naja) und Assad bleibt mysteriös. Lange kann der Autor meiner Meinung nach einige dieser Handlungsaspekte nicht mehr aufrechterhalten ohne den Leser zu langweilen, aber dafür muss ich wahrscheinlich noch die nachfolgenden Bände lesen.

 

Richtig viel Spannung kam dann im letzten Drittel auf, als die Ermittler bedroht werden und man sie umbringen will. Im Vorfeld war für mich vor allem spannend, was mit den einzelnen Mordopfern passierte.

Ich bin sehr froh, dass ich die Carl Mørck-Reihe fortgeführt habe, denn es war für mich bisher sein bester Fall.