Rezension

Mord auf britisch

Geheimnis in Rot - Mavis Doriel Hay

Geheimnis in Rot
von Mavis Doriel Hay

Eigentlich sollte es ein gemütliches Weihnachtsfest im Hause Melbury werden. Der Familienpatriarch Sir Osmund Melbury versammelt seinen Sohn und seine Töchter mit ihren Familien um sich. Doch das familiäre Beisammensein wird jäh zerstört, als am ersten Weihnachtsfeiertag der Patriarch tot in seinem Arbeitszimmer aufgefunden wird. Die Trauer aller Anwesenden hält sich jedoch in Grenzen. Denn der Verstorbene war als Familientyrann berüchtigt und hinterlässt ein beträchtliches Erbe. Alle haben ein Motiv und ziehen einen Nutzen aus seinem Tod, wie Colonol Halstock, der mit den Ermittlungen beauftragt wird, schnell herausfinden muss. Innerhalb kürzester Zeit muss sich Halstock durch das Dickicht von Lügen, Verdächtigungen, falschen Fährten und Neid kämpfen, bevor er schließlich die Wahrheit herausfindet.

Dieser kleine, feine Landhauskrimi ist ein kleines literarisches Schmuckstück. Nicht nur der schön gestaltete Leineneinband und das tolle Covermotiv weckte meine Neugierde auf die Ereignisse. Auch die Handlung selbst, die in den 20igern des vergangenen Jahrhunderts spielt, lässt einen Hauch von Nostalgie aufkommen, der mich persönlich sehr an die guten alten Miss Marple Krimis erinnert. Die Handlung selbst ist sehr britisch und liest sich durchweg leicht, flüssig und angenehm. Unaufgeregt und ohne wilde Verfolgungsjagden entwickeln sich die Ereignisse Stück für Stück. Interessant ist dabei der häufige Perspektivwechsel, der die Ereignisse vor dem Mord aus Sicht verschiedener Familienmitglieder darstellt, bevor dann im Rahmen der Ermittlungen nur noch aus der Perspektive des leitenden Ermittlers Halstock und die eines Bekannten der Familie Melbury, Kenneth Stour, berichtet wird. Der Erzählstil ähnelt dabei sehr an einen Bericht, was manchmal auch etwas distanziert wirkt. Aber so bekommt der Leser durchaus die Möglichkeit sich selbst ein Urteil über die einzelnen Charaktere zu bilden, die für mich durchaus sehr lebendig geschildert werden. Die Erzählperspektiven erlauben dem Leser vorab einen tiefen Einblick in die psychologischen Motive und Positionen einzelner für die Aufklärung des Falles relevanter Personen. Für den Leser bieten sie aber auch verschiedene Möglichkeiten an Tätern bzw. Mitwissern, was den Krimi an sich durchaus spannend und unterhaltsam macht. Und er begibt sich natürlich durch die Perspektive des Colonal Halstocks fast schon selbst auf Rätsel- und Verbrecherjagd.

Mein Fazit: Ein durchaus unterhaltsamer, nostalgischer Krimi im typisch britischen Stil, der perfekt in die winterliche Vorweihnachtszeit passt.