Rezension

Mord, Chaos und eine unfreiwillige WG - Unterhaltung, Witz und Spannung

Allein kann ja jeder - Jutta Profijt

Allein kann ja jeder
von Jutta Profijt

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem ich den ersten Teil von "Kühlfach 4" gelesen hatte, war mir absolut klar, dass ich von dieser Autorin mehr lesen möchte!
So war es nicht verwunderlich, dass ich mich bei einer Leserunde um dieses Buch bewarb und meine Freude war groß, als ich tatsächlich ein Exemplar gewonnen hatte.
Klausurbedingt (und der Tatsache geschuldet, dass noch einige Rezensionsexemplare auf meinem SuB lagen) kam es dann dazu, dass ich dieses Buch in vielen Etappen las. Zwischenzeitlich schlichen sich auch leider ein paar Längen in das Buch, das letzte Drittel habe ich dann allerdings in einem Zug verschlungen und hätte es auf keinen Fall wieder zur Seite gelegt!

Ellen ist alleinerziehend und verdient ihre Brötchen mit dem Schreiben von "Heftchen-Romanen". Ihre Tochter Kim ist 13 Jahre alt und befindet sich voll in der Pubertät. Eigentlich hat sie auf gar nichts Lust, will nicht zur Schule sondern lieber Schauspielerin werden und hört am liebsten den ganzen Tag Musik.
Beide Damen hatten bei mir sofort einen Stein im Brett. Ellen, die starke und unabhängige Frau, die ihr Leben meistert und ganz nebenbei auch noch einen pubertären Teenager im Zaum hält.
Selbst als sie dank ihrem Exmann obdachlos wird, bewahrt sie die Ruhe und verliert ihre Fassung nicht (jedenfalls nicht so, wie ich es in ihrer Situation täte :-D).

Ihre Mutter, Rosa, die durch einen Betrug ebenfalls auf der Straße landet, hatte es bei mir deutlich schwerer. Sie ist Egoismus und Gleichgültigkeit in ihrer reinsten Form. Probleme anderer interessieren sie nicht die Bohne und von Empathie scheint die gute Frau in ihren 71 Lebensjahren auch noch nichts gehört zu haben.
Erst fast am Ende des Buches verhält sie sich so, wie ich es mir gewünscht habe und sie wurde mir dadurch dann doch etwas sympathischer - wenn auch nur bedingt ;-)
Ihre ständigen Weingelage und das Rauchen unzähliger Joints haben mich genervt. Natürlich ist es nicht verwerflich wenn ein Mensch sich in seinen letzten Jahren etwas gönnt, aber so wie sie beschrieben wird, war sie nie die treusorgende Mutter und Oma wie sie eigentlich hätte sein sollen/können.
Sie ist schrill, laut, rücksichtslos und manchmal wirklich dreist und frech - sie ist einfach absolut kein Mensch für mich.
Allerdings verdanken wir ihr die Hausbesetzung, ohne die es diese Geschichte gar nicht gegeben hätte.

Hans Seefeld ist Kims Physiklehrer und meine neue Buchliebe :-D
In der Leserunde habe ich ihn oft als Supermann-Seefeld bezeichnet und er macht seinem Namen alle Ehre.
Er rettet Kim bei einem Böller-Anschlag durch einen Mitschüler, zeigt ihr und ihren Klassenkammeraden durch eine ziemlich coole Aktion, dass sie nicht zu viel im Internet über sich preisgeben sollten und "verhaftet" nebenbei auch noch jemanden mit seinen Bundeswehr-Kenntnissen.
Auf niemanden passt "Harte Schale, weicher Kern" so sehr, wie auf Ninja-Attacken-Seefeld. Und weiß man erstmal warum er oftmals so verbittert und kalt wirkt, macht es ihn noch eine Spur sympathischer.

Konrad Schmitt ist die "Mutti" der WG. Er ist ein süßer, kleiner Opa, der die ungleiche Wohngemeinschaft zusammenhält und dafür sorgt, dass es niemandem an etwas fehlt.
Doch er scheint ein Geheimnis zu haben, über das wir im zweiten Band hoffentlich mehr erfahren werden.

Abgerundet wird dieser Turbulente Haushalt noch von Mardi, einem schwarzafrikaner französischer Herkunft (man weiß nicht genau woher er kommt und auch nicht wie er wirklich heißt), der sich im Keller versteckt und von Kim mit allem Nötigen versorgt wird.
Auch bei ihm erhoffe ich mir in Band zwei ein paar mehr Infos.

Außerdem gibt es noch Robert (Rosas Lebensgefährten), Leo (ein Freund von Rosa und Robert), Andrea (Roberts Tochter und Ellens Freundin) und Jenny (Kims beste Freundin). Im Zuge des Mordfalles kommt noch "Öko-Bulle" Mittmann hinzu, der uns auch im zweiten Teil sicher noch begleiten wird.

Der Schreibstil, der mir bei "Kühlfach 4" so gut gefiel, war auch hier wieder deutlich zu erkennen. Locker leicht mit viel Witz und Humor aber auch wirklich spannenden Abschnitten.
Hat man sich in die Geschichte eingefunden liest es sich sehr flüssig und man bemerkt gar nicht, dass man schon wieder 20 Seiten gelesen hat.

Auch wenn sich hier und da ein paar Längen eingeschlichen haben und ich auf das ein oder andere durchaus hätte verzichten können, hat mir dieses Buch alles geliefert, was ich erwartet hatte.

Jutta Profijt selbst hat versichert, dass sich im kommenden Teil alle offenen Fragen beantworten - und das ist auch wirklich nötig ;-)

 

Die komplette Rezension findet ihr auf meinem Blog :-)

http://franzyliestundlebt.blogspot.de