Rezension

Mord im Eliteinternat

Krähenmann
von Corina Bomann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Das Internat Rotensand auf Rügen ist nur für die Söhne und Töchter der Reichen, Schönen oder ... Stipendaten. Zu Letzteren gehört Clara Hansen, ein 16jähriges Mädchen, welches die letzten 7 Jahre im Kinderheim verbracht hat, da ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Die Jahre im Heim haben sie geprägt: sie ist tough, clever und lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Das bekommt auch Melanie zu spüren, Rotensands selbsternannte Oberzickenkönigin, die mit ihren drei Getreuen (GetreuInnen? Gibt es eine weibliche Variation dafür? :D) die ganze Schule terrorisiert. Doch lange hat Melanie keine Zeit, sich mit der Neuen zu beschäftigen und sie anzubitchen, denn noch am Tag von Claras Ankunft wird eine ihrer Busenfreundinnen tot aufgefunden.

Und ihr Tod war weder ein Unfall noch wird er der einzige bleiben. Jemand scheint es auf Melanies Clique abgesehen zu haben, denn wie bei dem Lied mit den zehn kleinen Jägerlein trifft es eine nach der anderen. Obwohl Clara von Melanie ständig angegangen wird, kann sie es nicht auf sich beruhen lassen: Sie versucht selbständig herauszufinden, wer hinter den Morden steckt. Hilfe bekommt sie dabei von dem attraktiven Alex und einem Unbekannten, der ihr nicht zurückverfolgende Mails schickt. Er nennt sich "der Ratgeber" und während er sie einerseits auf die Spur eines Jahre zurückliegenden Verbrechens führt, kann sich Clara andererseits nicht der Ahnung erwehren, dass er mehr mit den Morden zu tun hat als einfach nur Wissen um die Umstände. Und wieder schlägt der Täter zu, dieses Mal mitten auf dem Gelände des Eliteinternats ...

Erst mal das Positive: Das Buch lässt sich dank des locker-lässigen Schreibstils fix weglesen. Die Protagonistin ist sympathisch und angenehmerweise mal kein typisches Mädchen, welches das schönste und von allen umschwärmste ist. Sie wird nicht erst als superclever beschrieben und macht dann nur dumme Sachen, wie es mittlerweile Usus ist. Zum Glück gab es auch mal keine Dreiecksbeziehung. Juchhu! Und das Thema Mobbing anzusprechen, finde ich auch ganz wichtig.
Im Gegenzug gibt es jedoch auch ein paar Sachen, die das ganze Gerüst ins Wanken bringen. Die Polizisten verhalten sich mehr als unprofessionell. Ich meine, ist es nicht Routine, bei einem Mord automatisch die Hintergründe der Schule zu beleuchten? Da wären sie auf alle Fälle schon mal schnell auf das Motiv und den mutmaßlichen Täter gestoßen. Dann macht die Schule frisch, fröhlich, frei einfach weiter im Alltag, es gibt keine Sicherheitskräfte, es gibt keine Vorschriften, sich nur in den Zimmern aufzuhalten (die natürlich auch nie verschlossen werden), man geht lustig im Wald spazieren, Strafarbeiten werden so verteilt, dass junge Mädchen weitab vom Schuss allein in einem Schulgarten verbringen müssen - die Liste ist endlos. Ich bezweifle, dass ein Eliteinternat (!) mit so was durchkommt. Dafür hätten schon die Herren und Damen Eliteeltern gesorgt, gleichgültig, ob sie viel von ihrem Nachwuchs halten oder nicht. Bisschen zu dick aufgetragen auch die Bärenfalle - welch Glück, dass sich da jemand verfangen hat, hm? Lagen da im Umkreis hunderte Bärenfallen oder führte der Weg just genau in diese Richtung?

Fazit: Hat wirklich Spaß gemacht zu lesen, zumal es offen für weitere Bücher mit der toughen Protagonistin wäre, hat jedoch ein paar Logiklöcher, durch die der Volvo des Kommissars passt.