Rezension

Mord in Hollywood

Der blutrote Teppich - Christof Weigold

Der blutrote Teppich
von Christof Weigold

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Buch, geschrieben für Filminteressierte, die weniger Wert auf Spannung legen als auf den Genuss, ins Hollywood der 20-er Jahre einzutauchen.

Kaum hat inmitten des erblühenden Filmgeschäfts um die großen Studios im Hollywood der Zwanziger Jahre der ehemalige Schauspieler und Privatdetektiv Hardy Engel einen dringend benötigten Auftrag erhalten, da wird sein Klient schon ermordet. Das hält ihn aber nicht von weiteren Ermittlungen ab, die von den mächtigen Produzenten offenbar nicht erwünscht sind.

Nach „Der Mann, der nicht mitspielt“ stellt Christof Weigold den zweiten Kriminalroman dieser Reihe vor. Zwar lässt der sich durchaus ohne Kenntnis des ersten Bandes lesen, enthält aber so viele Hinweise auf den Vorgänger, dass es vielleicht doch ratsam ist, sich an die Reihenfolge zu halten, um den Lesegenuss nicht zu trüben.

Wieder entführt Weigold in die glamouröse Welt, die sich eine beachtliche Anzahl von vergangenen Berühmtheiten mit erfundenen Personen teilen. Vieles basiert auf tatsächlichen Begebenheiten. Das Opfer, William Desmond Taylor, war ein erfolgreicher Regisseur, der Mord geschah wirklich, wurde aber niemals aufgeklärt. Den Raum, der sich hier für Spekulationen öffnet, nutzt der Autor, um eine Geschichte zu konstruieren, die sich so zugetragen haben könnte, und an deren Aufklärung maßgeblich Hardy Engel beteiligt ist. Der ist trinkfest, grundsätzlich knapp bei Kasse, nicht besonders gesetzestreu und entspricht damit ziemlich genau dem Klischee des hardboiled detective aus dem amerikanischen Genre. Die einzigen Regeln, an die er sich hält, sind die eigenen.

Ironisch-lakonisch erzählt er aus seiner Sicht. Dabei hat er es keineswegs eilig und nimmt sich die Zeit, reichlich Wissenswertes rund um die Filmindustrie einzuflechten. Einerseits ist das äußerst interessant, andererseits sorgt es für eine beträchtliche Entschleunigung, was im ersten Drittel Spannung weitgehend im Keim erstickt. Die baut sich erst anschließend auf und kann sich bis zum Ende hin steigern. 

Es ist nicht ganz leicht, den Überblick über die immense Menge der Protagonisten zu behalten. Ein Personenregister wäre hier sicherlich hilfreich gewesen.

Wer also ein akzeptables Gedächtnis besitzt und dem Nervenkitzel nicht allzu viel Bedeutung beimisst, anstatt dessen das Eintauchen in die 20-er zu schätzen weiß und sich bestenfalls für Filmgeschichte interessiert, wird sich gut unterhalten fühlen.