Rezension

Mord in Zone 3

Hund 51 -

Hund 51
von Laurent Gaudé

Bewertet mit 2 Sternen

Eigentlich lese ich SF / Dystopie sehr gerne ...möchte man doch wissen, wie die Welt der Zukunft aussieht.

Die Zukunft sieht laut Gaudé so aus: verschuldete Staaten werden von Großkonzernen aufgekauft und als Mülldeponien benutzt und verseucht. Griechenland war der Anfang. Bangladesh soll folgen.

 Es sind also nicht mehr Staaten, die um Einfluss und EinflussSpähren kämpfen, sondern zwei Großkonzerne. Ausserdem gibt es keinen Klassenkampf mehr, diese Zeiten liegen weit hinter uns, obwohl die Klassenkämpfe (angeblich) schlimm und hart waren, haben die Menschen inzwischen resigniert und es akzeptiert, dass sie in drei Klassen aufgeteilt leben.
Es gibt drei Zonen, die erste ist eine superprivilegierte für einige wenige Auserwählte, die zweite ist die der Supereichen und die dritte die für die Abgehängten. 

Und was passiert? In Zone 3 geschieht ein Mord und ein Team aus Zone 2 und Zone 3, Frau und Mann, gehen den / die Mörder jagen.  

Der Kommentar: 
Obwohl Laurent Gaudé sich reichlich Mühe gibt, eine rasante Szene darzustellen, was auch weitgehend gelingt, mit kurzen Sätzen und vielen Dialogen, das Buch ist nicht langweilig geschrieben, gibt er sich mit der Ausgestaltung (s)einer Welt in der Zukunft leider nicht viel Mühe. Viel mehr als bereits oben angerissen, erfährt man nicht. Davon ist noch einiges abgekupfert, eine Welt in Zonen/Distrikten ist nicht neu, der Handel mit Unsterblichkeit auch nicht. 

Nun, es muss nicht immer neu sein, aber es muss mehr Butter bei die Fisch. Man möchte mehr über das Gesellschaftssystem erfahren, mehr darüber, wo die Politiker geblieben sind, vielleicht sogar, wie es dazu gekommen ist, dass die Konzerne die Macht übernommen haben. Waffen, Kriege? Das alles spart sich Laurent. 

Wenn die Kriminalgeschichte wenigstens noch irre spannend wäre. Aber das ist sie nicht.
Oder wenn die Ermittler mehr Gesicht bekämen. Aber auch die Ermittler sind nicht viel mehr als Skizzen. Und die Ermittlungen sind langweilig, man marschiert von A nach B und zurück. Viel mehr passiert nicht, geschweige denn, dass das Geschehen gesellschaftliche Umwälzungen in Gang setzen würde. Da und dort wird es brutal - was dazu führt, dass der Roman für noch ungenügender wahrgenommen wird.  

Fazit: Gute Ansätze. Erstaunlich, dass der Autor trotz der Magerkeit der Story sie leicht lesbar und rasant schleift, aber es fehlt trotzdem bedenklich an Inhalt und Phantasie. Gerade bei einer Dystopie interessiert doch das Setting. Die Welt der Zukunft muss detailreicher sein, die Figuren weniger plakativ.  

Kategorie: SF /Dystopie
Verlag: Dtv, 2023