Rezension

Mord nach Rezept

Provenzalische Verwicklungen - Sophie Bonnet

Provenzalische Verwicklungen
von Sophie Bonnet

Willkommen in Sainte-Valérie, einem beschaulichen, vom Tourismus gerade entdeckten kleinen Ort!

Bereits eingestimmt durch das pittoreske, anspruchsvoll gestaltete Buchcover, findet sich der Leser in Frankreichs Süden wieder.

Mit allen Sinnen nimmt er die Provence im Spätsommer auf: ein warmer Wind umweht ihn, Zikaden zirpen, es duftet nach Lavendel und Thymian, eine herrliche Berglandschaft empfängt ihn …

Man fühlt sich sofort mitten hinein versetzt in den Lubéron  -   so bildhaft versteht es die Autorin, diesen speziellen Teil der Provence zu beschreiben.

 

In dieser Urlaubs-Atmosphäre könnte Pierre Durand, Chef der police municipale, eigentlich ein beschauliches Dasein führen,  -   wenn da nicht ein recht unappetitlicher Mord geschehen wäre. Einen guten Rotwein trinken, ja, das kann man sich vorstellen, aber darin zu ertrinken, mit einem beigefügten Rezept für "Coq au vin"  ?

So beginnt für Durand, der ermitteln möchte, aber nicht darf, eine aufregende Zeit. Mit Scharfsinn findet der sympathisch-philanthropische Ex-Kommissar Situationen, die ihm Gelegenheit bieten entgegen dienstlichen Anweisungen nachzuforschen, und entdeckt schon bald eine Spur. Doch dann nimmt der Fall eine unerwartete Wendung.

Neben dem Mord beschäftigen Durand aber noch sehr private Probleme, die ihn sogar veranlassen einen Kochkurs zu besuchen. Hier begegnen sich berufliche und private Elemente, und die Geschichte wird noch komplexer.

 

Leicht und natürlich lässt Sophie Bonnet die Erzählung sich entwickeln, wie es dem provenzalischen Temperament entspricht. Dabei wird die Spannung bis zum Schluss beibehalten und steigert sich zum Ende hin noch einmal.

Die Personen, warmherzig und sehr lebendig geschildert, erstehen als unverwechselbare Charaktere vor dem Leser; ob es sich nun um den gewichtigen Bürgermeister oder um einen alten Uhrmacher handelt. Sainte-Valérie dient nicht nur als Kulisse für einen Kriminalroman, das Dorf lebt und der Leser ist Teil des Ganzen. Er trinkt mit Durand einen Pastis bei „Albert“,  beobachtet die Dorfbewohner beim Pétanque, bereitet ein köstliches Rezept von Charlotte Berg zu  -  und löst verzwickte Verbrechen.

 

Ein Roman, zubereitet aus einer wunderbaren Beschreibung der Provence und ihrer Bewohner, gewürzt mit ungewöhnlichen Morden und garniert mit privaten Verwicklungen des Protagonisten:  ein überzeugender, origineller Krimi.

Voilà, bon appétit!