Rezension

Mord oder Selbstmord?

Mädchen, Mädchen, tot bist du - Mel Wallis de Vries

Mädchen, Mädchen, tot bist du
von Mel Wallis De Vries

Bewertet mit 3 Sternen

Eine Selbstmordserie in Amsterdam. Junge Mädchen setzen ihrem Leben ein Ende, hinterlassen keinen Abschiedsbrief, aber ratlose Eltern.
Der Leser begleitet einige der Mädchen, die alle unterschiedliche Lebensweisen haben. Sie haben eine Familie, Freunde und eigentlich nichts, weswegen ein Selbstmord gerechtfertigt wäre, deshalb geht schon bald das Gerücht herum, dass hinter den Suiziden ein Mörder stecken könnte.

Der Schreibstil ist super. Sehr locker, angemessen für die Zielgruppe. Man "fliegt" durch das Buch und bemerkt gar nicht, wie viel man schon gelesen hat. Ebenso der Erzählstil: Der Leser lernt die Mädchen kurz vor ihrem Tod kennen, taucht ein bisschen in ihr Leben ein. Die Charaktere waren okay, manche sympathisch, manche weniger.

Die Geschichte an sich war gut gewählt. Die Spannung hielt sich konstant. Es gab zwischendurch Andeutungen auf den Täter, es gab kurze Kapitel aus der Sicht des Täters, was mir auch sehr gut gefallen hat.
Allerdings erscheint mir das Buch im Nachhinein wie ein Flickenteppich.
Krimis zeichnen sich ja eigentlich dadurch aus, dass am Ende alle offenen Fäden zusammengeführt werden, Handlungsweisen werden nachvollziehbar und offene Fragen noch beantwortet. Nicht hier. Bei vielen Szenen habe ich das Gefühl, sie sind im Nachhinein noch eingefügt worden, weil es so vielleicht einfach besser passte, dass der Charakter mürbe wird. Im Kontext machte das alles jedoch irgendwie keinen Sinn, weil überhaupt nicht ersichtlich wurde, warum z.B. Freunde sich zurückziehen und einen von jetzt auf gleich meiden.

Ebenso gab es viele Andeutungen auf den Täter, doch auch die Fragen, die in diesen Szenen aufgeworfen wurden, sind offen geblieben.

Ich fand die ersten 75 % sehr gut, habe hin und her gerätselt. Wer, warum, wie? Die Auflösung war für mich jedoch alles andere als befriedigend. Ich habe das Gefühl, obwohl die Geschichte abgeschlossen ist, fehlt noch ein Teil.

Vielleicht macht das der Zielgruppe nichts aus - 14jährige reflektieren anders und hinterfragen vielleicht gar nicht so viel. Trotzdem bleibt etwas Enttäuschung nach der Lektüre zurück.