Rezension

Mord, Rache und Liebes(w)irrungen in Thailand

Siam Affairs - Thomas Einsingbach, Sirirat Wilunpan

Siam Affairs
von Thomas Einsingbach Sirirat Wilunpan

Bewertet mit 2 Sternen

Ein Thriller, der wenig Thrill aber viel Hintergrundinformationen zum Thema Land Grabbing und Klimawandel bietet

Ich hatte mich sehr auf diesen Thriller des Autorenduos Thomas Einsingbach und Sirirat Wilunpan gefreut, da gerade Bücher mein Herz höher schlagen lassen, die an exotischen Orten spielen. In dieser Hinsicht wurde ich nicht enttäuscht – Bangkok wirkt wie ein eigener Charakter, der schöne und abstoßend hässliche Züge hat. Die Hitze und Schwüle, mit denen die Charaktere zu kämpfen haben, ist fast zu spüren.

Eine Vielzahl von Charakteren belebt „Siam Affairs,“ aber hier hätte ich mir den Fokus auf den Ex-FBI Agenten William LaRouche gewünscht, der bereits in zwei vorausgegangen Romanen (Auszüge daraus findet man von S. 344 bis 374) als Hauptprotagonist auftritt. LaRouche wirkt in diesem Buch eher wie eine Randfigur, die nicht einmal großen Einfluss auf die Klärung des Rätsels um amputierte Körperteile hat, die nahe des Hotels auftauchen.

Die einzelnen Kapitel sind überwiegend kurz und konzentrieren sich nicht nur auf die Entwicklung der Kriminalgeschichte sondern auch auf langwierige Hintergrundinformationen zum Thema Land Grabbing und Klimawandel. Das bremst diesen Thriller sehr aus, so dass ich ihn eigentlich gar nicht als Thriller wahrgenommen habe. Einen herausragenden Thriller möchte ich gar nicht mehr aus der Hand legen; „Siam Affairs“ hätte ich auch einige Tage beiseite legen können. Hier wurde viel Potential verschenkt, ebenso wie bei der Auflösung am Ende. Genau dann hätte ich etwas mehr Ausführlichkeit erwartet, aber hier schien es, als würde alles wie auf einer Liste nur noch abgehakt.

Die Wortwahl und Beschreibungen wirken oft unfreiwillig komisch und/oder seltsam. Hier zwei Beispiele:

„Der Regen hatte an diesem Morgen eine kurze Unterbrechung eingelegt und ein paar Sonnenstrahlen bemühten sich, durch die dunstige Waschküchenglocke über Bangkok zu stoßen, und Maik fiel auf, dass Victorias Schambehaarung im Licht der aufgehenden Sonne rötlich grau schimmerte, was ihn an die Fellfärbung einer taiwanesischen Brandmaus erinnerte.“ (S. 164)

„Er sah eine Reihe Fotos, auf denen teils gediegen, teils gewagt gekleidete Damen und Herren der chinesischen High Society auf roten Teppichen posierten oder ihre weißen Gebisse in die Kamera hielten.“ (S. 292)

Um es mit der Lieblingsredewendung von Bangkoks Polizeichef Vitikorn zu sagen, die immer wieder im Buch auftaucht: „You know what I mean?“

„Siam Affairs“ ist voll von Charakteren, die Klischees erfüllen, während der Hauptcharakter William LaRouche seltsam blass bleibt. Dennoch liest sich das Buch aufgrund der kurzen Kapitel schnell, wenn auch der eigentliche Thrill den letzten Seiten vorbehalten ist. Fazit: „Siam Affairs“ bietet einen einzigartigen Blick auf Abgründe in Thailand, aber die Geschichte wird mit wenig Spannung erzählt.