Rezension

Morde auf Norderney

Inselaffäre - Anja Eichbaum

Inselaffäre
von Anja Eichbaum

Bewertet mit 5 Sternen

„...Überhaupt: sich Gedanken zu machen über Dinge, von denen ein Ostfriese gar nicht wusste, ob sie überhaupt jemals eintreten würden, das war sein Ding so gar nicht...“

 

Norderney hat ein turbulentes Wochenende vor sich. Junge Cosplayer vom Festland treffen sich zu einem Fotoshooting. Dabei ist auch die 16jährige Milli von der Insel. Sie gehört zu den Initiatoren des Festes. Doch momentan hat sie andere Probleme.

Die Polizeipsychologin Ruth ist ebenfalls auf die Insel gekommen. Sie wurde zur Hochzeit von Daniela und Frank eingeladen. Der Hochzeitsplaner ist der Polizist Martin.

Anneliese, Hilmar und Ingrid, die zur älteren Generation gehören, treffen sich zu einem Spieleabend. Allerdings ist die Stimmung hochexplosiv. Am nächsten Tag wird Hilmar tot in einer Regentonne in der Schrebergartensiedlung gefunden. Zur Aufklärung erscheint vom Festland Kommissarin Lichterfeld.

Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil vielschichtig. Sehr gut werden dabei die Befindlichkeiten der Einheimischen wiedergegeben. Einer von ihnen ist Johann. Er fand den Toten, ist aber meist die Ruhe in Person. Das Eingangszitat meint ihn.

Wer sich schnell unbeliebt macht, ist Kommissarin Lichterfeld. Sie behandelt Martin und seine Leute von oben herab, bekommt aber selbst auf der Insel keinen Fuß auf den Boden. Mit einer Fremden wollen die Leute nun mal nicht reden. Und wenn der Ostfriese schweigt, schweigt er.

Deshalb konstatiert Martin:

 

„...Wenn Sie meinen, dass wir heute noch Erfolg haben, können wir gerne ausharren...“

 

Auch Danielas Hochzeit steht plötzlich auf Messers Schneide. Daniela stammt eigentlich aus dem Rheinland. Bei ihrem Junggesellenabschied mit ihren Freundinnen trifft sie nach reichlichen Alkoholgenuss an der Theke einen Unbekannten.

 

„...Er roch nach Bier und Zigaretten. Daniela zog den Duft tief ein. Das roch – wie Karneval. Wie Sehnsucht. Wie Heimat...“

 

Sonja, die Kunstlehrerin, hatte das Fotoshooting für ihren Kurs organisiert. Trotzdem war es keine Schulveranstaltung. Und das war auch gut so. Die Jugendlichen hatte in den sozialen Netzwerken fleißig Reklame gemacht. So war das nicht geplant. Hier galt es, klare Regeln zu formulieren.

Hilmar wird an dem Wochenende nicht der einzige Tote bleiben. Trotzdem werden am Ende alle Fäden gekonnt zusammengefügt.

Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen und sehr viele private Beziehungen aus, die nicht immer einfach zu händeln sind.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich mag das Inselflair, das für eine besondere Stimmung sorgt.