Rezension

Morden in Norden

Ins Watt gebissen - Regine Kölpin

Ins Watt gebissen
von Regine Kölpin

Bewertet mit 4 Sternen

Ein ruhiger Krimi mit sympathischen Figuren vor einer tollen Kulisse. Daumen hoch!

Im beschaulichen Tjarkshusen in Friesland ist die Welt noch in Ordnung:
Der Schlick gluckert fröhlich vor sich hin, der Wind bläst kräftig über die Nordsee und die Möwen zanken sich laut mit den Saatkrähen. Ja, dort lebt man ruhig und wie im Paradies...
Und dann findet eines der Nachbarskinder von Ino Tjarks eine Leiche im Watt. Dabei handelt es sich ausgerechnet um den Kurdirektor von Horumersiel. Das ist gar nicht gut, denn alle wissen dass Ino und der Kurdirektor sich nicht besonders grün waren.
Bevor Ino im Fokus der Mordkommission geraten kann, beschließen Gerda, Inos Haushaltshilfe, und Theda, die örtliche Bio-Bäckerin, den Mord kurzerhand selbst aufzuklären.

Nach dem Cover geurteilt, hätte ich nicht gedacht, dass dieser Krimi so spannend werden könnte.
Mir gefielen die vielen Figuren in dem Buch. Sie alle hätten einen guten Grund gehabt, den Kurdirektor umzubringen, was natürlich die Spannung enorm gehoben hat.
Der Leser weiß nie mehr als das, was die Ermittler schon herausgefunden haben. So kann man selbst auch versuchen zu erraten, wer denn nun der Mörder ist.

Die Hauptfiguren sind allesamt ausreichend gut beschrieben. Man kann sich gut den knurrigen Ino vorstellen, der sich am liebsten in seiner Mühle verschanzt und sich von "seiner" Gerda betüddeln lässt.
Oder Theda die jeden Tag in ihrer Bäckerei steht und Brot verkauft und jede Gelegenheit nutzt mit den Einheimischen ein Schwätzchen zu halten, oder auch eventuell ein Schnäpschen mit ihnen zu trinken.
Ein Knaller war auch der kurz vor der Pension stehende Hauptkommissar Traugott Fürchtenicht mit seiner angeklebten Haarsträhne.

Der Stil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Sie schreibt irgendwie unaufgeregt und ruhig, aber trotzdem so, dass der Spannungsbogen stetig nach oben klettert.. Schön fand ich auch die Kulissen, vor denen der Roman spielt. Ich muss mir unbedingt mal Friesland anschauen.
Mir fehlte vielleicht ein klein-wenig der "Bumms" bei der Auflösung. Ein bisschen mehr Aufregung hätte dem Ende nicht geschadet. Aber das ist auch alles was ich zu meckern habe.

Scheinbar handelt es sich bei diesem Buch um den ersten Band einer neuen Krimireihe. Mich würde es freuen wenn es noch weitere Bände mit Ino und Gerda geben würde.
Denn ich finde, dass es viel zu wenige von diesen gut gemachten Krimis gibt, die nicht zu brutal sind und wo man selbst miträtseln kann. Und auch sind die Ermittler hier ganz normale Typen, die zur Abwechslung mal nicht allesamt einen Knacks haben oder komische Eigenbrötler sind, mit einer völlig verkorksten Vergangenheit.

Fazit: Ein ruhiger Krimi mit sympathischen Figuren vor einer tollen Kulisse. Daumen hoch!