Rezension

Mordermittlungen im modernen Kolumbien

Guerilleras - K. Westerbeck

Guerilleras
von K. Westerbeck

Bewertet mit 5 Sternen

Auch in Kolumbien wird gemordet und ermittelt. Und das mit atmosphärischen Einblicken in Land und Leute. Ein Krimi, der dem Leser viel über die aktuelle Situation in Kolumbien vermittelt, während sich die spannenden und fesselnde Kriminalhandlung rund um Sergio Fabulos und seine neue Assistentin Amanda entwickelt.

Inhalt:

Im fiktiven Dorf Callin wird Edwin Gallo ermordet. Sergio Fabulos übernimmt mit der Jurastudentin Amanda die Ermittlungen, die sie hinter die Fassade des Dorfes blicken lassen. Das Ende der FARC Rebellen bietet neue Herausforderungen, stellt alte Leitbilder in Frage und führt zu einer neuen Instabilität, die schon bald ein weiteres Opfer fordert. Die Frauen des Dorfes organisieren sich und versuchen den gesellschaftlichen Umbruch, eine Situation, die die Ermittlungen nicht unbedingt erleichtert.

Cover:
Das Gesicht einer Frau, das Auge umrahmt von Fingern, eine Heuschrecke ziert den Titel. Ein wirklich fesselndes Cover, das zur Beschäftigung mit dem Buch einlädt.

Setting und Stil:
Der Autorin gelingt es hervorragend, das kolumbianische Dorf und seine Einwohner für den Leser zum Leben zu erwecken. Man erfährt viel über das moderne Kolumbien und die Veränderungen, die durch das Ende der FARC-Rebellen angestoßen wurden, bzw. die Lücken, die deren Untertauchen hinterlassen haben. Aktuelle Probleme rund um Homosexualität und Emanzipierung werden perfekt in die Handlung eingeflochten, so dass man als Leser einen realistischen Einblick ins kolumbianische Leben erhält. Natürlich sind die Ermittlungen etwas anders, als sie bei uns ablaufen würden, trotzdem fehlt es nicht an Professionalität und dank der Jurastudentin Amanda an neuen Ansätzen.
Die Handlung wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt, das Buch ist ein vier große Abschnitte mit Unterkapiteln eingeteilt.

Charaktere:
Sergio Fabulos ist ein erfahrener Ermittler, den so leicht nicht schockieren kann. Ihm zur Seite steht Amanda, die als junge Jurastudentin Schwung in ihn und seine Ermittlungen bringt. Für Sergio scheint ebenfalls eine neue Zeit angebrochen zu sein und so ist es toll, mitzuerleben, wie er sehr strukturiert mit Amanda ermittelt und dem Täter schließlich auf die Spur kommt.
Dabei gibt es viele Umwege, Sackgassen, falsche Spuren, die es zu klären gilt. Schon die Handlung rund um die Dorfprostituierte Flora Morales könnte ein eigenes Buch füllen.
Mir gefallen die Charaktere, sie passen zu der Region. Die Frauen, die sich organisieren, die vielen Freier, die Morde, deren möglicher homosexuellenfeindlicher Hintergrund für Zündstoff sorgt, all das ist eine gelungene Mischung, die Leben ins Dorf bringt.

Geschichte:
Es ist glaube ich das erste Mal, dass ich einen kolumbianischen Ermittler bei der Arbeit beobachten darf. Ich habe mich also gefreut, dass ich viel über ihn, das Land und die Leute erfahren habe. Gleichzeitig konnte ich hervorragend miträtseln und mich im Gewirr der vielen möglichen Täter verlieren. Ein Fall, der die Ermittler fordert, das Dorf bewegt und für Veränderungen sorgt, die nicht zurückzunehmen sind.

Fazit:
Mein erster Ausflug in ein kolumbianisches Dorf war ein echter Lesespaß. Ich habe gerne mitermittelt, mich mit den Charakteren angefreundet und freue mich schon auf eine Rückkehr zu Sergio Fabulos, wenn er wieder ermitteln darf. Ich kann das Buch jedem Krimifan empfehlen, der gerne neue Regionen für sich entdeckt und herausfinden will, wie in anderen Ecken der Welt ermittelt wird. Das Buch hat es geschafft, dass für mich ein Kolumbien jenseits der Drogenkartelle und FARC-Rebellen auf der Landkarte aufgetaucht ist.