Rezension

Mrs. Richardson

Kleine Feuer überall
von Celeste Ng

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Richardsons sind sind eine wohlhabende Familie, er ist Anwalt, sie Lokalreporterin, vier wohlgeratene Kinder. Ein zusätzliches Einkommen haben sie aus einem kleineren Zweifamilienhaus. Als Mia und ihre Tochter Pearl in Shaker Heights ankommen, mieten sie eine der Wohnungen. Mia ist Fotografin und immer wenn sie ein Thema durchdrungen hat, geht es an einen anderen Ort. Diesmal jedoch soll es anders sein, diesmal wollen sie bleiben. Pearl freundet sich mit den Kindern der Richardsons an, Mia nimmt eine Arbeit an und beginnt mit einer neuen Fotoserie. Zwischen den Familien entwickelt sich eine engere Verbindung als man zunächst vermuten könnte.

 

Shaker Heights, ein Vorort von Cleveland, Ohio, zur Zeit der Clinton-Regierung. In dieser Stadt ist alles geplant, die Farbe der Häuser, die Größe der Häuser in verschiedenen Viertel, die Straßen, der Autoverkehr, das Angebot an Schulen. Wenn man will bekommt am vieles vorgesetzt und muss wenig selbst entscheiden. Der Ort ist so sicher, dass man die Türen auf mal offen lassen kann. Nur mit der Freiheit ist es nicht so weit her und Herausforderungen begegnen einem eher weniger. In dieser Stadt kann man ein Leben aus Zufriedenheit und Wohlstand leben, allerdings ohne Höhen und Tiefen, kein Abenteuer. Mit dem Einzug von Mia und ihrer Tochter kommt doch eine Art Abenteuer zur Familie Richardson.

 

Celeste Ng versteht es nahezu perfekt aus einer kleinen Geschichte ein großes Drama zu machen.  Ein eher unbedeutender Einzug verändert das Leben der Richardsons für immer. Gesagtes und Ungesagtes führt auf Spuren, die in die Vergangenheit weisen oder die eine Blick in die Zukunft erlauben. Fein sind die einzelnen Fäden der Story zu einem Ganzen versponnen. Es gibt eine Story hinter dem Hinweis, eine Beziehung hinter der offensichtlichen. Viele zumindest vermeintliche gute Absichten führen auf einen Weg, der nicht nur Gutes bringt. Die meisten der handelnden Personen erwecken Verständnis um ihre Beweggründe, doch bei manchen wird es mühsam, Sympathie zu empfinden. Während hin und wieder eine kleine Länge auftaucht, so ist man doch meist hin- und mitgerissen von diesem Zusammentreffen zweier Welten wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Auf der einen Seite die extreme Regulierung, auf der anderen, das sich treiben lassen von einem Ort zum anderen. Keine Welt ist ideal, doch beide sind verändert als die Berührung sich dem Ende entgegen neigt.