Rezension

Mühsame Lektüre

Berlin Alexanderplatz - Alfred Döblin

Berlin Alexanderplatz
von Alfred Döblin

Bewertet mit 3 Sternen

„Dies Buch berichtet von einem ehemaligen Zement- und Transportarbeiter Franz Biberkopf in Berlin. Er ist aus dem Gefängnis, wo er wegen älterer Vorfälle saß, entlassen und steht nun wieder in Berlin und will anständig sein.
Das gelingt ihm auch anfangs. Dann aber wird er, obwohl es ihm wirtschaftlich leidlich geht, in einen regelrechten Kampf verwickelt mit etwas, das von außen kommt, das unberechenbar ist und wie ein Schicksal aussieht.“

Alfred Döblin hat seinen 1929 entstandenen Roman vom Untergang des Franz Biberkopf in neun Bücher und die wiederum in mehrere Kapitel aufgeteilt. Im Anhang erzählt er: „Mein ärztlicher Beruf hat mich viel mit Kriminellen zusammengebracht.“ Döblin war im Berliner Osten aufgewachsen und ging dort zu Schule. Später hatte er hier seine kassenärztliche Praxis und beobachtete mit wachen Augen die Menschen. Seine Romanfiguren sprechen mit dem typisch berlinerischen Zungenschlag der einfachen Bevölkerung.

"Dieser Roman war Döblins einziger großer Erfolg", schreibt der Herausgeber im Nachwort. "In den Jahren, die bis zur Katastrophe noch blieben, wurden davon gegen 50 000 Exemplare verkauft. Er wurde verfilmt (mit Heinrich George als Biberkopf) und übersetzt: 1930 erschienen eine italienische und eine dänische, 1931 eine englische und eine amerikanische, 1932 eine spanische, 1933 eine französische, 1934 eine schwedische, 1935 eine russische und eine tschechische, 1958 noch eine ungarische Ausgabe. Berlin Alexanderplatz war der erste bedeutende Großstadtroman der deutschen Literatur. Berlin, dessen unbändiges Wachstum Döblin miterlebt hatte, erhielt hier ein einzigartiges Denkmal."

Ich fand ich das Buch sehr schwer lesbar. Denn anders als in den meisten mir bekannten Romanen enthält es wenig realistische Beschreibungen. Alles wird in Handlung aufgelöst und die wiederum in der Gegenwart erzählt. Als Leser befindet man sich oft im Kopf des Protagonisten, betrachtet die Häuserfronten durch seine Augen, denkt in seiner Sprache. Der allwissende Erzähler lässt das Bild Berlins durch Montage und Collage zahlloser zufälliger Wirklichkeitsfetzen entstehen.

Zu Beginn jeden Buches und jeden Kapitels steht eine kurze Zusammenfassung dessen, was den Leser erwartet. So war es mir möglich, mich fast ein Jahr lang mit diesem Buch zu beschäftigen, ohne den Anschluss an das bereits gelesene zu verlieren. Des öfteren war ich versucht, das Buch zuzuschlagen und, wie damals in meiner Schulzeit, als das Buch zur Pflichtlektüre gehörte, ungelesen zur Seite zu legen. Hin und her gerissen nahm ich es nach längeren und kürzeren Pausen wieder zu Hand, war vorübergehend begeistert vom Schreibstil des Autors und ermüdete dann wieder ob des für mich schwer zugänglichen Stoffes. Ich glaube, ich habe mir noch kein Buch so hart erarbeitet wie diesen „Berlin Alexanderplatz“.

Wie soll ich ihn nun bewerten? Ich fand das Buch nicht schlecht, würde es aber keinem modernen Leser mit gutem Gewissen ans Herz legen. Für mich war es einfach nur anstrengend.