Rezension

Musik, Drogen, Sex, Liebe, Schmerz und Hoffnung...

Daisy Jones & The Six
von Taylor Jenkins Reid

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Daisy Jones & the six" ist ein besonderes Buch, das nicht nur mit einer außergewöhnlichen Aufmachung und Textform daherkommt, sondern, wenn man die ganzen Drogen, Alkoholexzesse, Sexpartys, etc. weglässt, trotzdem wichtige Botschaften enthält. Wenn man zwischen den Zeilen liest.
Es geht um Selbstbestimmung junger Frauen (Menschen) , die in den 60/70ziger Jahren in ein Rollenbild gezwungen wurden, ob sie es wollten oder nicht, ob es passte oder nicht, Selbstliebe, Akzeptanz, Übergriffigkeit, Vertrauen, Verlust, Angst, den absoluten Kontrollverlust in einer wilden Zeit, um Freundschaft, Liebe, Liebeskummer, Schmerz und Musik. Ich konnte die Augen schließen, mich in eine andere Zeit, an einen anderen Ort fallen lassen.
Ich kann nachvollziehen, warum es viele so lieben. Es ist neben all den wilden außer Kontrolle geratenen Drogeneskapaden, auch eine Hommage an die Musik und die Freiheit, die diese bietet. Trotzdem kann ich nicht wie viele alles Andere vergessen, ich kann das Buch nicht so ausschweifend feiern.
Der Schreibstil der Autorin ist nett. Nichts außergewöhnliches. Es ist flüssig, leicht, lässt sich schnell lesen, aber ihr Schreibstil kann beispielsweise nicht mit Laini Taylor, Catalia Pavlo, Cassandra Clare oder Sarah J. Maas mithalten. Die Idee der Textform ist mal etwas Neues. Es bietet durchaus seine Vorteile: viele Leute kommen zu Wort, es gibt viele Perspektiven ohne überladen zu sein, aber es wirkt teils auch sehr wild, durcheinander und distanziert. Viele Situationen werden authentisch geschildert. Sieben haben es erlebt (teils auch mehr) und jeder erzählt gefühlt etwas Anderes, weil jeder einen anderen Fokus eingenommen hat. Ich wollte wissen, wie es wirklich war, aber habe keine Antwort bekommen, was ich dennoch sehr authentisch finde.
Harmonisch war es eher selten. Daisy und Billy sind absolut keine Sympathieträger. Ihr ganzes Leben dreht sich um Drogen, Sex, Alkohol, Freiheit und natürlich Musik. Später ändert sich etwas und die Folgen und Auswirkungen der Drogen wurden gut herauskristallisiert, aber ich konnte Beide trotzdem nicht ausstehen. Billy am allerwenigsten! Sein Verhalten war furchtbar!Daisy war auch nicht ohne, aber sie hatte auch eine gute Seite. Sie war empathischer als Billy, konnte zwischen den Zeilen lesen, wenn sie wollte.
Der heimliche Star im ganzen Buch ist für mich Camila! Ihre Worte, ihre Taten, einfach wie sie sich verhalten hat, war so erwachsen, voller Vertrauen auf die Personen, das Leben und ihrer Selbst! Sie vereint das Gute, das der Geschichte sonst gefehlt hätte, die Hoffnung, dass alles anders kommen kann, dass immer noch nicht alles verloren ist. Ich kann nicht leugnen, dass ich einige Quotes markiert habe. Ganz besonders mag ich es, dass am Ende noch ein paar Songs abgedruckt sind. Beim Lesen habe ich mir öfter gewünscht, dass ich die Songs hören könnte. Ich habe die Zeilen gefühlt.
Außerdem mag ich es, dass der Leser erfahren hat, was nach dem Aus passiert ist. Zwar kurz, aber gut gemacht. An dieser Stellte kann ich nochmal erwähnen, dass es mich wirklich vom Aufbau her, an einen Wikipedia Artikel erinnert hat!
Insgesamt hat die Autorin eine Hommage an eine andere Zeit und Musik geschrieben, umrahmt von wichtigen Botschaften, aber auch Charakteren, die ganz anders sind, ganz sie selbst sein können und authentisch dabei wirken, ob man sie mag oder nicht. Ich vergebe 3,5/5 Sterne