Rezension

Musikgeschichte erwacht zum Leben

Adagio -

Adagio
von Maria Regina Kaiser

Bewertet mit 5 Sternen

Maria Regina Kaiser erzählt uns in einem über ca. 34 Jahre dauernden Lebensabschnitt von Clara Schumann in Ihrem biographischen Roman "Adagio" wie sich Clara Schumanns Leben nach dem Tode ihres Mannes Robert und die Freundschaft von ihr zu dem noch jungen Komponisten Johannes Brahms darstellte.

Clara Schumann lebt mit ihren sieben Kindern zusammen in Baden-Baden. In diese Stadt zieht es nach 1860 viele damalige Künstler. Ob es die Sängerin Pauline Viardot, Iwan Turgenjew, Anton Rubinstein oder aber eben auch Johannes Brahms ist, sie alle treffen in Baden-Baden aufeinander. Natürlich begegnen sich dort auch Clara und Johannes, die sich zusammen gegenüber Richard Wagner musikalisch verbünden.

Wird aus ihrer Freundschaft mehr? Über allem schwebt der große Geist von Robert Schumann, Claras verstorbenen Mann.

Mit gerade 165 Seiten hält man eine vermeintlich überschaubare und leichte Lektüre in den Händen, deren Inhalt es aber in sich hat. Mit einem sehr flüssig zu lesenden Schreibstil tauchen wir Leser/innen gemeinsam mit Clara Schumann in die damalige Zeit und das interessante Lokalkolorit von Baden-Baden ein. Die Protagonisten werden sehr lebendig beschrieben, so dass mit Hilfe von einigen im Buch enthaltenen Fotografien der Personen, diese uns sehr nahe kommen und wir ihre Gefühle, Ängste, Sehnsüchte, Freuden und Sorgen so wunderbar nachempfinden können. Obgleich eher biographisch geschrieben, so existiert sogar eine gewisse Spannung um die Freundschaft zwischen Johannes Brahms und der Hauptprotagonistin und das Schicksal ihrer Familie.

Für alle klassischen Musikliebhaber, Historienfreunde, aber auch allen, die mal einen sehr interessanten Lebensabschnitt einer berühmten deutschen Pianistin miterleben möchten, kann ich "Adagio" von Maria Regina Kaiser nur wärmstens empfehlen. In aller Kürze kann man hier deutsche Musikgeschichte sehr lebendig und einfühlsam miterleben. Hervorzuheben seien hier unbedingt noch die wunderbaren Fotografien, sei es Portraits oder Gebäudeaufnahmen, und der beeindruckende Anhang, bestehend aus Personenregister, Zeittafel, Literaturhinweise, einem kleinen Glossar und Erläuterung der wichtigsten Orte.

Kurz: Ein Buch, das mich mal wieder in eine andere Zeit versetzen und meine Liebe zur Klassik gewaltig intensivieren konnte.