Rezension

Muss das sein?

Blood Orange - Was sie nicht wissen - Harriet Tyce

Blood Orange - Was sie nicht wissen
von Harriet Tyce

Bewertet mit 1 Sternen

In den Thrillern/Krimis, die in erster Linie und offensichtlich für Leserinnen geschrieben werden, weist man Frauen immer die Opferrolle zu. Und da macht "Blood Orange" keine Ausnahme. Natürlich ist Gewalt gegen Frauen ein gesamtgesellschaftliches Problem, das spätestens nach der "MeToo" Debatte verstärkt in den Fokus gerückt ist.

 Aber bedarf es dazu wirklich einer solch holzschnittartigen Protagonistin, wie sie uns die Autorin mit ihrer Protagonistin präsentiert? Eine Anwältin mit einem gravierenden Alkoholproblem, die ihr Leben nicht im Griff hat? Alkohol, Sex, psychische und physische Gewalt - und das ganze noch sehr direkt beschrieben. Ja, der ganze Kanon ist vorhanden, der der Hauptfigur die klassische Opferrolle zuweist. Da hilft es auch nicht wirklich weiter, dass man der Leserin eine beruflich erfolgreiche Anwältin als Hauptfigur präsentiert, die in ihrem ersten Mordfall eine Klientin vertritt, die ihren übergriffigen Mann erstochen haben soll. Das wirkt alles nur noch unglaubwürdig und soll den Voyeurismus der weiblichen Leserschaft befriedigen.

 Ich kann und will diese weibliche Opferthematik so nicht mehr lesen, denn es gibt genügend Autor/innen, die bereits zahlreiche Schritte weiter sind und in ihren Büchern toughe Frauen in den Mittelpunkt stellen. Und dabei meine ich nicht nur Ermittlerinnen sondern auch richtig böse Täterinnen.