Rezension

Must-Read!

Mein Herz und andere schwarze Löcher
von Jasmine Warga

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

»Ich küsse ihn. Wir küssen uns! Ich versuche, mich nicht zu fragen, ob das nun richtig oder falsch ist. Mein Herz hämmert, und ich hoffe, dass sein Herz genauso wild klopft. Ich weiß, dass die Menschen einander seit tausend Ewigkeiten küssen, aber jetzt, in diesem Augenblick, fühlt es sich an, als wäre das Küssen ein Geheimnis, das nur Roman und ich kennen.«

Wenn dein Herz sich anfühlt wie ein gähnendes schwarzes Loch, das alles verschlingt, welchen Sinn macht es dann noch, jeden Morgen aufzustehen? Aysel will nicht mehr leben – sie wartet nur noch auf den richtigen Zeitpunkt, sich für immer zu verabschieden. Als sie im Internet Roman kennenlernt, scheint er der perfekte Komplize für ihr Vorhaben zu sein. Und während die beiden ihren gemeinsamen Tod planen, spürt Aysel, wie sehr sich auf die Treffen mit Roman freut, wie hell und leicht ihr Herz sein kann. Und plötzlich ist der Gedanke, das alles könnte ein Ende haben, vollkommen unerträglich ... Aysel beginnt zu kämpfen. Um ihr Leben. Um sein Leben. Und um ihre gemeinsame Liebe.

Eine Geschichte über zwei, die den Tod suchen – und die Liebe ihres Lebens finden … (Klappentext)

Meine Meinung:

Von der ersten Seite an, ach was schreib ich, vom ersten Satz an, hat mich dieses Buch gepackt und nicht mehr losgelassen, selbst nachdem ich es ausgelesen hatte. Wir treffen Aysel und Aysel plant ihren Tod. Es ist schrecklich von ihren Gedanken zu lesen. Ich wollte sie aus dem Buch ziehen und sie anschreien: Es lohnt sich zu leben! Aber das konnte ich nicht. Und so musste ich weiter daneben stehen, als sie sich mit FrozenRobot verabredet.

Es gibt nicht viele Bücher die einen wirklich direkt ins Herz treffen. Aysel und Roman schaffen genau das. Wer sich noch nie zuvor mit dem Thema Depression beschäftigt hat wird ihr ein eine düstere Welt voll Selbstzweifel geführt. Doch es ist nicht aussichtslos. Aysel findet in kleinen Schritten in die Welt zurück. Man möchte sie an der Hand nehmen und ihr helfen. Man möchte Applaus klatschen als sie ENDLICH an ihrem bevorstehenden Selbstmord zweifelt.
Über die ganze Geschichte hinweg habe ich mich gefragt was ihr Vater wohl getan hat. Was ist passiert, dass seiner Tochter so ein Stigma verpasste. Was genau vorgefallen ist erfährt man erst gegen Ende der Geschichte.
Romans Wunsch zu sterben ist besonders groß, seine Geschichte besonders traurig. Ich konnte es bis in die Fingerspitzen fühlen - die Schuld die auf ihm lastet.

Aysel und Roman habe ich sofort gern gehabt, man leidet mit ihnen, man hofft mit Aysel, man trauert mit Roman. Jasmine Warga hat zwei wundervolle und sehr traurige Charaktere geschaffen, die diese Geschichte absolut abrunden. Die "Nebenrollen" bleiben recht farblos, was nicht weiter verwunderlich ist. Aysel und Roman sind beide depressiv und haben sich in ihre eigene dunkle Welt zurück gezogen. Doch Mike, Aysels Bruder, ist einer der Gründe, warum Aysel wieder ins Leben zurückkehren möchte.

Die Geschichte ist aus Sicht von Aysel geschrieben. Man erlebt ihre Gedanken hautnah. In einer jungen Sprache vermittelt Jasmine Warga die Grausamkeit des Alleinseins. Ich flog nur so über die Seiten. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das jemand Probleme haben könnte der Erzählung zu folgen.

Kein Happy End, kein Nicht-Happy End. Es ist ein Ende das ich Jasmine Warga glaube. Es ist das einzige Ende dass das Buch haben konnte. Ohne zu spoilern: Etwas anderes hätte ich nicht "geglaubt". Hoffnung ist so wichtig, aber Wunder passieren nicht einfach so. Ein perfektes Ende.

Mein Fazit:

Dieses Buch wird sich einreihen in die "Must-Read-Books" 2015 - wie "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" letztes Jahr. In dem Fall lohnt es sich auf jeden Fall.
Das Buch hat erst mein Herz gefangen, es zerrissen, dürftig zusammengeflickt und mich dann damit auf der letzten Seite stehen gelassen. Traurig, hoffnungsvoll, LESENSWERT.