Rezension

Mut zur Freiheit

Ein anderer Takt - William Melvin Kelley

Ein anderer Takt
von William Melvin Kelley

Bewertet mit 4 Sternen

William Kelleys Roman spielt mit einer wertvollen Idee. Der Staat des Generals Dewey Willson ist von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt. Die weiße Bevölkerung steht vor einer neuen Entwicklung, wie Kelley sagt, einem „Konzept einer Welt ohne Neger“ (S.271).

Kelley schreibt die Geschichte aus der Sicht von Weißen und springt von der Vergangenheit zur Gegenwart je nach Figur. Jedes Kapitel ist aus der Sicht einer anderen Figur geschrieben, die einen anderen Fokus hat. Die Struktur ist ziemlich gut angelegt für die Geschichte. Tucker Caliban ist der Auslöser. Er kauft Land von seinem Arbeitgeber und verlässt den Staat dann kurz darauf nach der Zerstörung seines Landes, Hauses und Tötung seiner Tiere. Bald folgen ihm alle Schwarzen. Die Weißen fragen sich jetzt, warum Tucker sein Land verlassen hat und wer wird jetzt eigentlich den Boden fegen?

Dabei erhalten wir Einblicke in die Denkweise von den Familienmitgliedern der Familie Willson und Leland. Der Leser erhält verschiedene Perspektiven und muss sich selber fragen, wie sie zur Gegenwart stehen. Es gibt Symbole und Metaphern, die die Problematik des Rassismus in ihrer Absurdität aufdecken und entblößen.

Es gibt keinen Handlungsstrang im herkömmlichen Sinne, doch liest man immer interessiert weiter. Es gibt Fragen wie „Wer gibt jemandem die Freiheit? Woher kommt sie? Und wie frei sind die Weißen?“. Zusammenfassend ist dieser Roman ein sehr gut strukturiertes Buch über das Erlangen der Freiheit, weil es einem zusteht und niemand anderes es einem geben kann.