Rezension

Mutterglück

Das falsche Kind - Susi Fox

Das falsche Kind
von Susi Fox

Bewertet mit 3 Sternen

Sasha hat die Geburt ihrer kleinen Tochter von Anfang bis Ende durchgeplant. Doch dann wacht sie nach einem Notkaiserschnitt auf und alles fühlt sich falsch an. Als Ärztin weiß sie jedoch, dass Mütter, die das Baby nach der Geburt nicht sofort im Arm halten können, sich schwer tun, eine Bindung aufzubauen. Und als sie dann ihren Sohn kennenlernen darf, macht das alles nur noch schwerer. Denn bisher war immer nur die Rede von einem Mädchen. Das Baby sieht weder ihr noch ihrem Mann Mark ähnlich. Und Sasha fühlt keine Verbundenheit. Für sie ist klar: Ihr Baby wurde vertauscht. Doch niemand glaubt ihr.

Krankenschwester Ursula, die im gesamten Buch sehr unsympathisch wirkt und anscheinend den Beruf verfehlt hat, fühlt sich durch diese Anschuldigungen auf den Schlips getreten. 

Mark, der Vater des Kindes, erkennt nicht nur Ähnlichkeiten mit seiner kompletten Verwandtschaft, sondern auch mit Sasha. Die Ängste seiner Frau tut er leichtfertig ab und nimmt es auch in Kauf, als diese in die psychiatrische Abteilung verlegt werden soll. Er stärkt seiner Frau nicht den Rücken, als sie es am dringendsten braucht. 
 
Was wie ein Thriller anfing, wandelte sich im Laufe der Geschichte in ein Drama.

Der Plot wird aus Sashas und aus Marks Perspektive erzählt, abwechselnd in der Gegenwart und Vergangenheit. Dadurch erfährt man, wie tief der Kinderwunsch der beiden geht und wie sehr sich ihre Beziehung aus diesem Grund verändert hat. 

Der Schreibstil ist erwartungsgemäß flüssig, das Buch ließ sich gut lesen. Die Autorin hat Sashas Alleinsein gut umgesetzt, sodass ein Großteil der Geschichte nicht in wörtlicher Rede geschrieben ist, sondern nur Sashas Gedanken widerspiegelt. Das führt allerdings auch dazu, dass sich die Geschichte stellenweise etwas zieht. 
 
Leider bleiben die Charaktere oberflächlich, trotz des Blicks in die Vergangenheit. Sashas Ängste, die durch das fehlende Gefühl der Bindung ausgelöst werden, scheinen tiefer zu sitzen als gedacht. Sie ist anscheinend ein sehr ängstlicher Mensch. Schade, dass mir eben diese Emotionen nicht gut vermittelt wurden. Ich habe zwar begriffen, was die Autorin mir mitteilen möchte, jedoch blieb das bei einer reinen Kopfsache, die mein Herz nicht erreichte. Vor allem bei solch einem Thema ist es meiner Meinung nach wichtig, dass die Protagonisten über ausreichend charakterliche Tiefe verfügen, damit ich als Leserin mich in sie hineinversetzen und durch ihre Augen sehen kann.
 
Die einzige Frage, die man das Buch über verfolgt, ist, ob Sashas Sohn tatsächlich vertauscht wurde. Spannung in dem Sinne wurde ansonsten nicht aufgebaut. Die Handlung erstreckt sich über sechs Tage, die Kapitel sind kurz. Dadurch lässt sich das Buch zwar leicht lesen, bleibt aber nicht nachhaltig in Erinnerung.
 
Danke an Bastei Lübbe für dieses Leseexemplar.

Fazit: Die Geschichte hat mich gut unterhalten. Durch die fehlende Spannung hat es mich jedoch oft nicht gereizt, weiterzulesen. Ein Buch mit einer soliden Grundidee, die noch ausbaufähig ist.