My cup of tea
Inhalt:
Nings Mutter war einst sehr talentiert, was die Zubereitung von Tee betraf. Sie kannte jede Facette des Produkts: Den Ursprung des Wassers, das Aroma des Feuerholzes, den Kessel, in dem das Teewasser geholt wurde. Kunstfertig pflückte sie die Teeblätter und bereitete das Getränk in mit Hand geformten und im eigenen Ofen gebrannten Tassen zu. Ning hat die Kunst der Teezubereitung von ihrer Mutter gelernt. Sie erinnert sich allerdings noch zu genau daran, wie sie zuletzt bei der Beherrschung der Magie, die mit dem Ritual einhergeht, scheiterte. Wie sie sich schwor, die Teeutensilien nie wieder zu berühren.
Doch eine Schriftrolle, die eines Tages auf der Türschwelle lag, markierte für Ning eine Wasserscheide in ihrem Leben. Denn die Schriftrolle war eine Einladung. Eine Einladung zum kaiserlichen Palast, die alle Shénnóng-shi in Dáxi aufforderte, am Wettbewerb zu Ehren der Kaiserinwitwe teilzunehmen. Dem Gewinner winkte die Position als zukünftige Hof-Shénnóng-Shi. Zudem würde die Prinzessin dem Gewinner eine Gunst gewähren.
Ning wusste, dass sie, wenn sie den Wettkampf gewinnen würde, nur einen Wunsch hätte, nämlich den, dass die Prinzessin ihre Schwester heilen würde. Denn Ning glaubte an die Legende, dass diese einen Stein besitze, der in der Lage war, alle Krankheiten zu heilen. Zudem arbeiteten am Palast die besten Heiler des Landes.
Just go for it. Ning packte ihre Sachen und begab sich an den Hof. Prüfungen zu bestehen und die besten Teemagier des Landes zu besiegen, sollte allerdings nicht die einzige Herausforderung bleiben. Denn schon bei der ersten Prüfung trifft Ning auf einen fremden, seltsamen Jungen, der ihr schon bald den Kopf verdreht und schneller, als Ning es begreift, läuft sie durch ein Labyrinth von Intrigen und Verrat. Sie gerät in Gefahr, inhaftiert und hingerichtet zu werden und wird Opfer eines Mordanschlages. Jeder Tag wird zum Spießrutenlauf. Ning muss ums Überleben kämpfen. Sie kommt hinter Geheimnisse, die sie nie hätte erfahren dürfen. Zielobjekt ihrer Bemühungen bleibt jedoch immer ihre Schwester zu retten. Denn die Zeit, das Antidot zu finden, läuft ab.
Meinung:
Judy I. Lin entführt uns in eine geheimnisvolle, asiatische Welt. Sie erzählt von dem aufwendigen Verfahren einer Teezeremonie und würzt ihre Geschichte zusätzlich noch mit einer Prise Magie.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Ning, die hinter dem Rücken ihres Vaters loszieht, um an einem Wettbewerb am kaiserlichen Hofe teilzunehmen. Ning erhofft sich diesen zu gewinnen, um letztlich ein Heilmittel für ihre Schwester zu finden. Denn diese wurde Opfer eines vergifteten Teeziegels. Eines Teeziegels, der auch schon ihrer Mutter zum Verhängnis wurde.
Nach und nach enthüllt die Autorin immer wieder kleine Bruchstücke ihrer Geschichte. Der Leser erfährt von einem namenlosen Schatten, der für die vergifteten Teeziegel verantwortlich ist. Er begibt sich gemeinsam mit Ning auf die Reise zum kaiserlichen Palast und hört von Anschlägen, die bereits auf die Prinzessin und den Kaiser verübt wurden.
Immer weiter spinnt Judy I. Lin ihre Geschichte. Verrat und Intrigen lauern hinter jeder Ecke des Palastes. Dort kocht jeder sein eigenes Süppchen, manchmal auch hinter dem Rücken von Freunden. Steht anfangs Nings persönliches Schicksal im Mittelpunkt, rutscht die Protagonistin im Laufe der Geschichte mitten hinein in die politischen Verstrickungen am Hofe.
Währenddessen muss Ning sich den verschiedensten originellen Prüfungen stellen, die allesamt darauf ausgelegt sind, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Bei denen geht es zum Beispiel darum, einen magischen Tee zuzubereiten, die richtigen Zutaten hierfür einzukaufen, einen bestimmten Gegenstand inmitten eines Meeres aus Seerosen zu finden oder einen gefährlichen Vogel zu vergiften und anschließend wieder zu entgiften.
Bald ist aber ein Ausschluss von den Prüfungen das geringste Übel, das Ning zu befürchten hat. Bald schon wird sie verdächtigt selbst Teil eines möglichen Staatsstreichs zu sein. Ihr wird mit Gefängnis und dem Tod gedroht und ganz nebenbei kommt sie hinter Geheimnisse, die sie wohl nie hätte erfahren sollen.
Fazit:
„A Magic Steeped in Poison“ von Judy I. Lin ist eine Fantasygeschichte ganz nach meinem Geschmack.
Dieses Buch ist aber nicht nur etwas für eingefleischte Fantasyfans. Allein aus der sehr gekonnten Inszenierung holt das Buch faszinierende Motive heraus, die es wirklich verbieten, bei dem Buch von Massenware zu sprechen.
Die außergewöhnlichen Grundidee, eine Homage an die Chinesische Teekunst & Teezeremonie, der Geschichte spiegelt sich auch in der kunstfertigen Sprache wider.
Zugegeben: Ein wenig Konzentration fordert diese Geschichte, aber genau das macht sie eben auch zu einer anspruchsvollen und besonderen Lektüre, die mit einem spannenden Ende auf eine baldige Fortsetzung hoffen lässt.