Rezension

Mysterythriller mit guter Idee, aber wirrer Umsetzung

Die Prophezeiung von Avignon - Emmanuelle Rey-Magnan, Pascal Fontanille

Die Prophezeiung von Avignon
von Emmanuelle Rey-Magnan Pascal Fontanille

Bewertet mit 1.5 Sternen

Estelle Esperanza, die stellvertretende Kuratorin im Papstpalast von Avignon, entdeckt eines Tages bei Bauarbeiten ein verborgenes Relief, das sie laut ihrem Großvater zum größten Geheimnis Papst Johannes des XXII führen soll, nämlich zur Prophezeiung von Avignon …

 

Estelle hatte die Geschichten ihres Großvaters über eine geheimnisvolle Prophezeiung als kleines Kind immer für ein Märchen gehalten. Doch je heftiger Louis Esperanza darauf bestand, es handele sich um die Wahrheit, und je mehr er sich dadurch von seiner Familie entfernte, desto mehr distanzierte sie sich von ihm. Aber als sie bei Bauarbeiten im Papstpalast unabsichtlich ein mysteriöses Relief freilegt, wird sie in Ereignisse rund um einen mächtigen Geheimbund hineingezogen, der unbedingt die Prophezeiung von Avignon für seine Zwecke nutzen will. Denn sie ist die Auserwählte, diejenige, die das Vermächtnis von Papst Johannes XXII enthüllen soll. Dabei hilft ihr ein dubioser Mann namens Olivier Royal, bei dem sie sich nie vollkommen sicher sein kann, auf welcher Seite er wirklich steht…

 

Dem Boom der religiösen Thriller, den Dan Brown mit „Sakrileg“ ausgelöst hat, folgt auch dieses Buch. Die Grundidee ist trotzdem interessant und hat Potenzial zu einer richtig spannenden Story, aus der man viel hätte machen können.
Leider wird dieses Potenzial zu sehr verschenkt. Die Szenen wechseln in rasanter, wirrer Folge, sodass kaum irgendeine Art von Atmosphäre aufgebaut werden kann. Nähere Beschreibungen der Umgebung, um eine gewisse Stimmung zu erzeugen, fehlen völlig.
Ebenso verhält es sich mit den Charakteren. Die meisten Personen werden viel zu schnell eingeführt, immer nur kurz beschrieben und gehen in der arg konstruierten Handlung völlig unter. Nur wenige Figuren machen einen sympathischen Eindruck und auch ihre Handlungen sind nicht immer nachvollziehbar. Jeder von ihnen wird als Puzzlestück beim Auffinden der Prophezeiung dargestellt, was auf Dauer ziemlich unglaubwürdig wirkt, vor allem da bestimmte Hintergründe einfach im Dunkeln gelassen werden.
Estelle und Olivier bleiben ebenfalls blass und es fällt einem schwer, sich in sie hineinzudenken oder mit ihnen mitzufiebern.

 

Doch am meisten enttäuscht das Ende. Nachdem eine gewisse Erwartungshaltung beim Leser erzeugt wird, erscheint die Erklärung der Prophezeiung viel zu platt und unspektakulär. Man fragt sich unwillkürlich, ob das wirklich alles gewesen ist. Eine positive und/oder originelle Überraschung ist die Enthüllung auf keinen Fall.

 

Die Prophezeiung von Avignon ist ein mäßiger spannender Kirchenthriller, der sich zugegebenermaßen leicht lesen lässt. Der Plot an sich gibt einiges her, allerdings trüben das konfuse Geschehen, bedingt durch die abrupten Szenenwechsel, und die meist oberflächlichen Protagonisten das Lesevergnügen. Ein bisschen mehr Hintergrund und Ausführlichkeit hätte der Geschichte sicherlich gut getan.