Rezension

Mystisch und magisch

Familie Grace, der Tod und ich - Laure Eve

Familie Grace, der Tod und ich
von Laure Eve

Inhalt:
Jeder an der Schule kennt die Geschwister Grace, jeder bewundert sie und jeder möchte zu ihrem engsten Kreis dazugehören. Keiner an der Schule spricht es aus, doch alle wissen es: Die Graces sind Hexen, allesamt. Genau wie alle anderen möchte auch River am Tisch der Graces sitzen und einen von ihnen ihren Freund nennen. Besonders Fenrin hat es ihr angetan. Der einzige männliche Spross der Familie Grace zeichnet sich durch unkonventionellen Lebenswandel mit wechselnden Partnerschaften und durch seine Zugehörigkeit zur prominenten Familienclique aus.
Jeden Monat sucht er sich eine neue Partnerin. Keine davon scheint ihm wirklich viel zu bedeuten. Doch River gibt nicht auf. Sie legt sich einen Plan zurecht. Sie muss einfach nur genauso geheimnisvoll wirken wie die Geschwister, dann wird sie schon ihre Aufmerksamkeit für sich gewinnen.
Das Spiel ist nicht einfach und doch scheint es zu funktionieren.

Wichtigste Charaktere:
Fenrin ist der Zwillingsbruder von Thalia. Er wirkt oft innerlich zerrissen und ein wenig missmutig. Monatlich wechselt er seine Freundin. Jedes Mädchen an der Schule wünscht sich die Eine zu sein, die er als feste Partnerin für sich erwählt.
Thalia ist Fenrins Zwillingsschwester. Man sagt ihr nach, dass sie durch und durch wie ihre Mutter sei. Sie wirkt wie die Anführerin der Gracefamilie. Ihre Schönheit und ihre Ausstrahlung lassen sie unnahbar wirken.
Summer trägt gerne schwarze Kleidung. Sie wirkt rebellisch und auch ein wenig instabil. Sie ist die Erste, die River an sich heranlässt.
River behauptet von sich selbst ängstlich zu sein. Bevor sie scheitert, handelt sie lieber gar nicht erst. Doch schon bald legt sich das Mädchen eine raue Schale zu und kämpft gegen ihre innere Prädisposition an. Sie wird zu einem Charakter, der nach außen hin stark und mutig wirkt; einem Mädchen voller Geheimnisse, die es zu wahren gilt.

Erweiterter Inhalt:
River fühlt sich einsam. Sie fühlt sich, als würde sie nicht wirklich dazugehören, möchte dies aber unbedingt. Nicht zu diesen belanglosen Mitschülern, die nur über die anstehenden Partys, Fernsehserien und wer mit wem geschlafen hat, sprechen. Nein, sie möchte, wie so viele anderen der Schule, in den Kreis der Graces aufgenommen werden.
Wenn die Geschwister einen Raum betreten, dann scheint sich sämtliche Aufmerksamkeit auf ihnen zu fokussieren. Wenn einer der Graces etwas sagt, dann gibt es keine zweite Meinung. Wenn sie einen Gang langgehen, dann teilt sich die Menge, um ihnen Platz zu machen. Man munkelt die Grace-Familie würde aus Hexen bestehen. Hexen fürchten sich vor nichts und haben den Mut sie selbst zu sein. Sie kümmern sich nicht darum, was andere denken. Genauso sind die Graces. Genauso möchte auch River sein.
River legt sich einen Plan zurecht: Sie muss einfach ebenso geheimnisvoll und ebenso undurchschaubar wirken, dann wird sie schon die Aufmerksamkeit von Fenrin gewinnen. Mit ihm möchte sie, genau wie alle anderen Mädchen der Schule, zusammen sein. Sie darf die Angst, die in ihrem Herzen wohnt und die Unsicherheit, die sie so oft empfindet, nicht zeigen. Sie muss sich eine unnahbare Ausstrahlung zulegen. River gelingt es, diesen Plan umzusetzen und bald schon wird einer der Graces auf sie aufmerksam. Jedoch ist es nicht Fenrin.
Es beginnt mit kleinen Ritualen, an denen River teilnehmen darf. Nach und nach entwickelt sich zaghaft eine Bindung zwischen Summer und ihr und damit eröffnet sich River eine völlig neue Welt. Sie wird in das Haus der Graces eingeladen und zieht den Neid sämtlicher Mitschüler auf sich. Doch bald schon erhält sie eine Warnung von einem, der bereits da stand, wo sie sich nun befindet: Wenn einer der Familie beschließen sollte, dass sie nicht mehr dazugehören solle, dann würden auch die anderen sie fallen lassen und dieser Fall würde durchaus schmerzhaft enden.

Eigene Meinung:
Familie Grace, der Tod und ich ist eine Geschichte voller düsterer Magie. Auf jeder Seite spürt man die Geheimnisse, die sich wie ein Netz um die Familie Grace weben. Auf jeder Seite spürt man die Macht, die die Mitglieder der Familie auf ihr Umfeld ausstrahlt.
Die Geschwister, aber auch ihre Eltern setzen ihre Willen um, indem sie mit magischen Ritualen arbeiten. Auch ist gewiss, dass ein Fluch über der Familie hängt. Ein Fluch, der dafür sorgt, dass Fenrin sich an keine feste Partnerin binden darf. Ein Fluch, der dafür sorgt, dass keiner von ihnen wirklich frei sein kann.
Der Fluch, die Geheimnisse und die Magie sorgen dafür, dass über der ganzen Geschichte stets eine unterschwellige Spannung liegt.
River ist ein Mädchen, das unbedingt dazugehören möchte. Dieser Wunsch ist so stark, dass es ihr gelingt, ihre unsichere und ängstliche Art abzustreifen und fortan ebenso kalt und berechnend wie die Grace-Geschwister zu wirken. Bald schon muss man sich als Leser fragen, welcher der Charaktere nun wirklich der Stärkste ist. Denn eines ist sicher: Jeder von ihnen verschließt seine verletzliche Seite vor der Außenwelt und bald schon scheint es in einen Wettstreit darin auszuarten, wer seine Geheimnisse am besten zu hüten weiß.
Zum Ende hin erwartete mich eine überraschende Wendung, die ich so nicht hatte kommen sehen.
Geneigte Leser, die bei der Erwähnung von Fenrin eine Liebesgeschichte vermuten, werden ein wenig enttäuscht sein. In diesem Roman geht es nicht um eine Romanze, vielmehr geht es um Magie, Geheimnisse, aber auch um Freundschaft und um das gute Gefühl dazuzugehören.

Fazit:
Familie Grace, der Tod und ich ist ein magischer Roman. Man wird von der ersten Seite an in den Alltag einer Familie geführt, aus welcher nach und nach immer mehr dunkle Geheimnisse ans Tageslicht geraten. Auf jeder Seite spürt man eine unterschwellig Spannung.
Nach und nach fällt der sprichwörtliche Vorhang und das wahre Ich der Figuren kommt zum Vorschein.
Die Leitfragen, die das Buch durchziehen, lauten: Gibt es Magie wirklich? Wie wirkt sie? Was ist wahr und was verschweigen die Charaktere. Die überraschende Wendung am Ende hat mir sehr gut gefallen.
Ich würde dieses Buch Lesern empfehlen, die ein magisches und geheimnisvolles Buch mit einer unterschwelligen Spannung suchen. Eine Geschichte über Hexen, die mir sehr gefallen hat.

Buchzitate:

Die einzige Möglichkeit, das zu sein, was man sein wollte, war so zu tun, als wäre man es schon. Eines Tages hatte man nicht mehr das Gefühl zu schauspielern. Eines Tages gab es keinen Grund mehr dafür, und dann endlich, endlich konnte man sich entspannen.

„Du liebst die Bibliothek mit all ihrem grüblerischen, raschelnden Papier. Du wirst vom Ruf der Bücher angezogen, so wie vom fernen Heulen der Wölfe.“ Er zog mich auf.