Rezension

Nabelschau

Fünf Lieben lang
von Andre Aciman

Bewertet mit 2.5 Sternen

André Aciman erzählt in diesem Roman von fünf Episoden des Verliebtseins seines Protagonisten Paul. Es beginnt mit einer Schwärmerei des 12-jährigen Jungen, und endet im Interesse des mittelalten Mannes an einer wesentlich jüngeren Frau, das nicht erwidert wird. Dazwischen finden sich verschiedene Variationen der „Liebe“, oder dessen, was Paul dafür hält: des Begehrens. Paul lässt sich von der einen Schwärmerei in die nächste treiben, ist dabei immer total obsessiv in seiner Begierde, die allerdings schnell abflaut, wenn es zu einer tatsächlichen Beziehung kommt. Treue, Loyalität, Ehrlichkeit, Interesse am Wohl des Anderen – all das kommt überhaupt nicht vor. Paul geht es nur um den Nervenkitzel des Verliebtseins und er sieht nicht, dass man sich dazu entscheidet, seinen Begierden derart willenlos und charakterlos zu folgen. Er entwickelt sich in dieser Hinsicht auch überhaupt nicht weiter, was schade ist, da es im Roman nur darum geht.

Paul kommt mir wie jemand vor, der so überprivilegiert ist, dass er sich langweilt, und diese Leere nicht anders zu füllen weiß als durch Sex. Die anderen Charaktere bleiben alle durchgehend blass – was wiederum Sinn macht, sind sie doch nur Statisten in der Paul-Show. Paul hat mich zunehmend genervt – ich habe selten beim Lesen so oft mit den Augen gerollt. Den Anfang des Buchs fand ich sprachlich noch gelungen, dann zunehmend flacher, bis schließlich die Metaphern teilweise geradezu rücksichtlos ausgewalzt werden. Nur weil der Protagonist hier bisexuell ist, ist das noch lange nicht interessant oder progressiv. 2,5 Sterne.