Rezension

Nach den ganzen Lobeshymnen leider ziemlich enttäuschend

Long Bright River - Liz Moore

Long Bright River
von Liz Moore

Bewertet mit 3 Sternen

Mickey und Kacey haben eine komplizierte Familie, die Eltern waren drogenabhängig, die Mutter brachte sich irgendwann um, der vater verschwand aus ihrem Leben und so sind sie bei ihrer Großmutter Gee aufgewachsen. Die beiden Schwestern haben sich daraufhin sehr unterschiedlich entwickelt und obwohl sie früher unzertrennlich waren reden sie mittlerweile seit 5 Jahren kein Wort mehr miteinander. Mickey ist Polizisten, Kacey drogensüchtig und geht deswegen anschaffen. Als ein SerienmörderJagd auf Straßenprostituierte macht und Kacey plötzlich nicht mehr auffindbar ist, macht sich Mickey auf die Suche nach dem Mörder und ihrer Schwester.

Soweit klingt die Handlung wirklich interessant und im großen Ganzen gesehen war sie das auch. Die wirklich überwiegend sehr positiven Meinungen hatten mich neugierig gemacht auf "Long Brigt River" und ich wusste vor dem Lesen schon, dass sich die Story eher langsam entwickelt und eigentlich nicht allzu viel Spannung aufgebaut wird. Doch v.a. der Anfang zog sich schon ziemlich und ich hatte kurz überlegt ob ich wirklich weiter lesen möchte. Im Laufe der Handlung hat sich das dann zwar zum Glück wieder gelegt aber richtig vom Hocker reißen konnte es mich dennoch nicht.

Mickey war mir von Anfang an ziemlich unsympathisch. Noch dazu ist sie ein wirklich schwacher Charakter, suhlt sich in Selbstmitleid weil sie von ihrer Familie stets abgelehnt wurde, belehrt ihre Schwester wegen ihrem schlechten Männergeschmack ist aber selbst nicht besser, spielt sich als große Retterin auf die sich um alle sorgt, wirkt aber so als würde sie es nur machen um gut dazustehen und bringt sich in ihre Familie ständig in Gefahr. Ja, sie hat keine einfache Kindheit/Familie aber das kann auch nicht für alles als Ausrede herhalten. Da ist ihre drogenabhängige, sich prostituierende Schwester wesentlich stäker und entschlossener. Die anderen Figuren bleiben auch leider irgendwie oberflächlich, ich konnte zu keinem so wirklich eine Verbindung aufbauen, weil ich einfach zu wenig über sie wusste.

Die Handlung an sich war interessant und wurde am Ende auch nochmal ganz spannend, bei der Suche nach dem Mörder und man nicht wusste, wem man noch trauen kann. Auch den familiären Aspekt fand ich interessant, der unterschiedliche Lebensweg der beiden Schwestern und ihr unterschiedlicher Charakter. Aber irgendwie blieb mir auch das zu oberflächlich. Die Konflikte werden nur angerissen, ständig wird gesagt, mit xy hat Mickey schon lange nicht mehr geredet aber so richtig erklärt warum und warum sie nichts dagegen unternimmt, wird nicht. Auch der Aspekt des Drogenkonsums und was es mit den Menschen macht wird eher angedeutet und aus Mickeys Sicht auch sehr eindimensional betrachtet.

Abschließend kann ich nur sagen, dass sich "Long Bright River" nach einem holprigen Start sehr gut lesen lässt. Allerdings blieben mir sowohl die Charaktere als auch die angeschnittenen Themen zu oberflächlich. Viel wird angerissen aber leider nicht zu Ende geführt und somit viel Potential verschenkt. Die viel gelobte Familiengeschichte und gesellschaftskritische Betrachtung des Drogenmilieus konnte ich nicht finden.