Rezension

Nach der "fließenden Königin" mal wieder ein Meyer und ich wurde nicht enttäuscht!

Phantasmen - Kai Meyer

Phantasmen
von Kai Meyer

Bewertet mit 4 Sternen

Eines Tages fing es an. Immer mehr Geister erscheinen an der Stelle, an der sie gestorben sind. Sie stehen dort immer zur Sonne gedreht, hell wie eine Glühbirne. Als klar ist, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht, normalisiert sich das Leben der Menschen wieder.
Rain und Emma fahren 1 ½ Jahre nachdem die Geister erschienen sind zur Unfallstelle eines Flugzeugabsturzes, bei dem ihre Eltern ums Leben gekommen sind. Hier wollen sie sich von ihnen verabschieden, wenn sie auftauchen.
Als sie dann auftauchen, mitten in der Wüste, scheint erst alles ganz normal, doch plötzlich fangen alle gleichzeitig an zu lächeln… es ist das grausamste Lächeln, das sie je gesehen haben und von da an wird alles anders.

 

Phantasmen war bis vor kurzem überhaupt nicht auf meiner Wunschliste. Meine Freundin hat es mir zum Geburtstag geschenkt und nun habe ich mich endlich drüber hergemacht.
Ich war allein von der Idee schon fasziniert, sie ist neu und absolut gelungen. Ein mysteriöses Endzeitszenario. Geister von Toten die einfach so auftauchen, erst ungefährlich sind und plötzlich boshaft lächeln? Klasse! Fantasy und ein bisschen Horror in einem… und das Lächeln der Geister hat selbst mir Angst eingejagt.
Die Protagonisten kommen nach und nach dahinter, was mit diesen Erscheinungen zusammenhängt und vor allem wer sie erzeugt hat und warum sie plötzlich auftauchen. Meine größte Angst war, dass die Auflösung völlig wirr und an den Haaren herbeigezogen ist, doch alles erscheint gut durchdacht und schlüssig

 

Mit der Wahl der Hauptperson bin ich allerdings nicht ganz glücklich. Rain wird regelmäßig von Panikattacken gequält, die ihren Ursprung bei ihrer Reise nach Afrika vor Jahren haben. Viel mehr trägt sie auch nicht zur Handlung bei. Eigentlich erledigt Emma die ganzen Sachen und ist somit für mich die eigentliche und vor allem interessantere Hauptperson. Wo Rain wieder einmal versteinert, auf Grund der Panikattacke, ergreift Emma die Initiative und rettet sie nicht nur einmal aus brenzlichen Situationen.
Tyler hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Ein Junge, der allein auf Reisen geht, um seine große Liebe das letzte Mal zu sehen… als Geist. Dabei trifft er dann die beiden Mädchen und schließt sich ihnen an.
Leider hatte er mir zu wenig Tiefgang, sprich er war entbehrlich, was garantiert kein Pluspunkt ist.
Froh bin ich, dass Kai Meyer die kleine Liebesgeschichte nicht stärker weiterverfolgt hat. Das hätte nicht gepasst und nur zu sehr vom eigentlichen, spannenden Thema abgelenkt.

 

Meyer erschafft mit seinen Worten eine besondere Atmosphäre, die meine Nerven nicht nur einmal zum zerreißen gespannt hat.
Zudem hat es einen großen Pluspunkt: Es ist keine Trilogie und so auch nicht unnötig in die Länge gezogen und verliert so auch nicht an Qualität, was leider häufig der Fall bei Trilogien ist.
Es hat Spaß gemacht, Phantasmen zu lesen und man darf sich auf ein paar schöne Lesestunden freuen.