Rezension

Nach holperigem Start entwickelt das Buch einen ungemeinen Lesesog

Wicker King
von Kayla Ancrum

Bewertet mit 4 Sternen

Nach holperigem Start entwickelt das Buch einen ungemeinen Lesesog

Inhalt:
Ein Brand in einer alten Lagerhalle. Am Tatort zwei Siebzehnjährige, einer davon (der vermutliche Brandstifter) mit Verbrennungen, die beide in die Psychiatrie eingeliefert werden. Einige Monate zuvor: In der Schule hängen August und Jack mit völlig verschiedenen Typen rum, privat verbindet die beiden aber seit Langem eine intensive Freundschaft. Doch Jack, Vorzeigeschüler, Spitzensportler, Mädchenschwarm, entwickelt immer stärkere Halluzinationen und driftet mehr und mehr in eine Fantasiewelt ab. In dieser ist er der König, der »Wicker King«, und August ist sein Ritter. Um Jack nah zu bleiben und zu verhindern, dass dieser sich endgültig in seiner Scheinwelt verliert, lässt sich August auf das Spiel ein: Er begibt sich gemeinsam mit Jack in dessen Fantasiewelt hinein und steuert sie beide damit genau auf die Katastrophe zu, die er verhindern wollte.

Meinung:
Jack und August kennen sich schon seit vielen Jahren. Dennoch treffen sie sich nur heimlich in ihrer Freizeit, denn in der Schule liegen Welten zwischen den Beiden. Jack ist Sportler, sehr beliebt bei den Mädchen und zudem ein guter Schüler. August ist Drogendealer und eher das Gegenteil des beliebten Jacks. Dennoch verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft. Als Jack auf einmal anfängt Dinge zu sehen, die niemand anders sehen kann, ist es an August seinem Freund zur Seite zu stehen.

Ich muss gestehen, dass ich zu Beginn so meine Probleme mit der Geschichte hatte. Der manchmal etwas abgehackt wirkende Schreibstil und die zusammenhanglose Geschichte ließen mich zweifeln, ob dieses Buch etwas für mich ist.
Nach und nach legten sich dann aber meine Bedenken. Zwar bleibt der kurz angebundene und knackige Schreibstil erhalten, dennoch gewöhnte ich mich relativ schnell an ihn.
Auch die auf den ersten Blick etwas zusammenhanglos wirkende Geschichte ordnete sich in meinen Augen und fing an Spaß zu machen.

Das Thema in diesem Buch ist allerdings alles andere als leichte Kost. Es ist spannend mitzuverfolgen, wie Jack sich immer mehr und mehr in seiner Fantasiewelt verliert und wie August versucht ihm zur Seite zu stehen. Damit nicht genug haben beide Jungs mit einem schwierigen Elternhaus zu kämpfen.

Ab einem gewissen Punkt entwickelt das Buch eine gewisse Sogwirkung, da man einfach erfahren möchte, was hinter all dem steckt und wie alles enden wird. Man leidet mit den beiden Protagonisten und begibt sich auf eine Berg- und Talfahrt der Gefühle.

Besonders gut gefallen hat mir die Buchgestaltung. Von außen sieht Wicker King schon sehr ansprechend aus, von innen ist es aber noch viel toller! Buchnotizen, Vernehmungsprotokolle, Liederlisten und Fotos werden in die Geschichte eingebaut. Auch die Seiten werden immer dunkler und dunkler. Sodass der Leser auch optisch merkt, wie Jack sich immer tiefer in der Fantasiewelt verliert.

Nach dem Ende des Buches schaffte es Kayla Ancrum noch einmal mich emotional sehr mitzunehmen. Ihr Nachwort ist berührend und lässt darauf schließen, dass Kaylas Jugend alles andere als einfach war. Es gibt den Jugendlichen aber auch ganz viel Mut ihr Leben in die Hand zu nehmen und Dinge zu verändern.

Fazit:
Ein holpriger Start in das Buch sorgt bei mir dafür, dass "Wicker King" nicht die volle Punktzahl bekommt. Denn ansonsten war das Buch absolut grandios, sehr emotional und teilweise beängstigend. Es hat mich zum Grübeln und Nachdenken gebracht und am Ende mit einem schwer zu beschreibenden Gefühl zurückgelassen. Man muss dieses Buch einfach selbst gelesen haben, um die Welt des Wicker King zu verstehen.
Sehr, sehr gute 4 von 5 Hörnchen.