Rezension

Nach langer Zeit bekommen wir wieder ein Kinderbuch von J.K. Rowling

Der Ickabog
von J. K. Rowling

Bewertet mit 5 Sternen

Tolles Kinderbuch. Schöne Geschichte und sehr lehrreich. Kann man ab 8 empfehlen, wenn ein Kind sich gerne an 300 Seiten wagt.

Es war quasi vorprogrammiert, dass ich mir dieses Buch kaufen würde und ebenso klar, dass ich es nicht ungelesen in mein Regal stellen würde. Also habe ich es zwischen meine Rezensionsexemplare geschoben und bin sehr froh darüber.

 

In der Geschichte begleiten wir die Kinder Wim Wonnegleich und Lilli Lerchensporn. Beide wohnen in der Nähe des Königspalastes. Ein Ort, an dem es den Menschen im Königreich besonders gut geht. Zu Beginn der Geschichte ist Schlaraffien ein Land voller Wohlstand. Das Essen ist traumhaft und die Lebensbedingungen sind angenehm. Außer hoch im Norden. Dort ist das Land so karg, dass die dort lebenden Marschländer wirklich zu kämpfen haben. Aus diesem Landstrich stammt auch die Legende vom Ickabog. Ein gefährliches riesenhaftes Wesen, welches viel Schaden anrichtet.

 

In der Hauptstadt interessiert man sich jedoch kaum dafür. Hier reitet der König gern zur Jagt, lässt sich stets nach der neuesten Mode einkleiden, wird viel umjubelt und lässt es sich auch sonst richtig gut gehen. Das Unglück nimmt seinen Lauf, als Lillis Mutter, die oberste Schneiderin bei Hofe über einem Auftrag für den König tragisch verstirbt. Wusste der König wirklich nicht, dass sie zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich nicht auf der Höhe war? Die einen glauben so, die anderen so. Darüber wird manche Freundschaft entzweit. Lilli hält den König für einen verwöhnte Egoisten, während Wim der Ansicht ist, dass man dem König vergessen hat den Zustand von Lillis Mutter mitzuteilen. Auch dem König kommt dies zu Ohren.

 

Als ein armer Schäfer am Tag der Königssprechstunde in die Hauptstadt reist um vom Ickabog zu berichten, ist der König bereits so verunsichert, dass er dessen Erzählung - der Ickabog habe seinen treuen Hund gefressen - glauben schenkt und mit einem Trupp zum ersten Mal in den Norden des Landes reist. Der Ickabog soll zur Strecke gebracht werden. Doch was dort oben im Norden geschieht, ist dramatisch. Zuletzt weiß keiner mehr, ob er den gefählichen Ickabog nun gesehen hat, oder nicht. Wims Vater kommt in dem Durcheinander zu Tode. Doch wer ist hieran wirklich schuld? Lord Spuckelwert, der ein enger Freund des Königs ist, sieht seine Stunde gekommen. Wenn er dafür sorgen kann, dass der Ickabog ernst genommen wird, anstatt für eine Legende gehalten zu werden... wenn er es schafft, den König einzuschüchtern und von der Außenwelt abzuschirmen... wenn, ja wenn... dann könnte er selbst die Macht an sich reißen und ein schrecklich wichtiger und reicher Mann werden.

 

Und so türmt Spuckelwert Lüge auf Lüge und verstrickt sich immer tiefer. Der gerissene Mann hat für jedes auftauchende Problem eine Lösung. Die Lage spitzt sich zu. Das einst so blühende Land versinkt in Traurigkeit und Armut und nichts scheint das ändern zu können. Und zuletzt stehen wir vor der Frage: Gibt es den Ickabog wirklich, oder ist er nur erfunden?

 

Mehr will ich an dieser Stelle gar nicht verraten

 

In diesem Buch stecken viele wertvolle Weisheiten. Es geht um Wahrheit, Lüge, Bestechung, Verleumdung, Mord, Mitläufertum, jene die Aufstehen und NEIN sagen, Mut, Freundschaft, Liebe, Stärke und Ehrlichkeit. Wir erleben, was geschehen kann, wenn das Böse die Überhand gewinnt und auch, wie es den Guten darunter ergeht. Wie wir es von J.K. Rowling kennen, wird es zu einer Wendung kommen, bei der alle das ernten, was sie gesät haben. Obwohl das für uns ältere Leser vorher bereits fest steht, ist doch der Weg dahin ein sehr spannender und auch der Ausgang ist etwas ganz neues und unerwartetes. Illustriert wurde die deutsche Ausgabe von den Gewinnern des Ickabog Malwettbewerbs vom Carlsen Verlag. Der Wettbewerb für die englische Originalausgabe wurde von J.K. Rowling persönlich veranstaltet und zeigt andere Bilder. Ich vermute, dass dies für Übersetzungen in andere Sprachen ebenfalls so gemacht wurde. Die Bilder der Kinder kommen sehr schön zur Geltung.

 

Zwei Funfacts am Rande

 

Dieses Buch hat mich streckenweise ein wenig an die Geschichte vom Grüffelo erinnert. Ein bekanntes Kinderbuch von Julia Donaldson und Axel Scheffler. Dort wird den Tieren des Waldes von einem Monster berichtet, von dem niemand so recht weiß, ob es existiert oder nicht. Wie auch in der Geschichte vom Ickabog wird der Grüffelo dazu benutzt, anderen Angst einzujagen. Wem der Name Ickabog bekannt vorkommt, ohne dabei an dieses Buch zu denken, der kennt vermutlich einen sehr alten, in Vergessenheit geratenden, Disney-Film namens: Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte. An dieser Stelle geht ein Dankeschön an Jan D. raus! Ich kannte den Film nicht.