Rezension

Nach schleppendem Anfang doch noch sehr überzeugend

Aller guten Dinge sind zwei
von Mhairi McFarlane

Bewertet mit 4 Sternen

Das hier ist mein viertes Buch von Mhairi McFarlane. Während mich das letzte (Sowas kann auch nur mir passieren) ziemlich enttäuscht hatte, hoffte ich hier auf einen Roman, der mich besser unterhalten kann.

Generell lese ich den Plot um Fake-Beziehungen unheimlich gerne, weil ich es liebe, wie sich aus dieser Fake-Beziehung etwas echtes entwickelt. Und auch hier hat mich der Plot nicht enttäuscht!

Der Anfang war wirklich schleppend. Ich war schnell enttäuscht und hatte meine Erwartungen schon wieder komplett verworfen. Generell mag ich es, wenn der Klappentext schnell abgehandelt wird - sonst erzählt er ja schon die halbe Geschichte. Tatsächlich zog es sich aber die ersten 150 Seiten recht schleppend und die Einführungsphase fand ich echt lang. So konnte man zwar die Figuren besser kennenlernen, aber da ich eher genervt, als unterhalten war, konnte ich keine Bindung aufbauen und war eher distanziert. Ohje, dachte ich. Und der nächste Reinfall mit der Autorin.

Zum Glück änderte sich dann aber alles, was mir am Anfang nicht gefiel und ich kam richtig gut das Buch rein. Das Tempo war zwar immer noch gemächlich, aber jetzt hatte ich keinen Fixpunkt mehr, auf den ich wartete und die Geschichte ging richtig los. Ich konnte entspannt die Entwicklung verfolgen und dieses Buch lädt wirklich dazu ein, in ihm zu verweilen. Stellenweise wollte ich gar nicht, dass die Geschichte endet.

Die Figuren sind doch schon klischeehaft, aber das stört mich hier überhaupt nicht. Laurie macht eine tolle Entwicklung durch! Während ich sie am Anfang ein wenig zu zurückhaltend und weinerlich finde, blüht sie im Verlaufe der Geschichte zu einer tollen, starken Frau auf, die für sich einsteht. Hat mir sehr gut gefallen. Am Anfang befürchtete ich, dass die Liebesgeschichte kaum Raum finden wird. Gerade auch, weil ich von anderen Rezensionen verunsichert war, und weil es eben viel darum geht, wie Laurie mit der Trennung und anderen Problemen umgeht. Allerdings finde ich die Mischung sehr gelungen. Man bekommt deutlich mit, wie Laurie sich verändert, ohne, dass andere Anteile der Geschichte darunter leiden müssen.

Ich lese überwiegend New Adult, da nimmt die Liebesgeschichte oft den kompletten Raum ein. Jetzt einen Liebesroman zu lesen, der sich eher an eine erwachsenere Leserschaft richtet und daher auch andere Schwerpunkte mit sich bringt, fand ich unheimlich erfrischend und sollte ich definitiv öfter tun!

Emily und Hattie, die zwei besten Freundinnen, sind starke Sympathieträgerinnen und absolut tolle beste Freundinnen - die gehen mir in Büchern ja schnell mal auf den Keks - genauso wie Jamies Familie, die sich einfach sofort in mein Herz geschlichen hat - während Dan, Michael und einige andere Gesichter echt ätzend sind. Aber es ist eine ausgeglichene, sehr harmonische Mischung und ich habe mich bestens unterhalten gefühlt.

Bei einigen anderen Leser*innen habe ich gelesen, dass sie das Drama am Ende nicht mochten, oder es ihnen too much war. Tatsächlich stehe ich auch überhaupt nicht auf überzogenes Drama und bin immer genervt, wenn ein Streitthema in die Länge gezogen wird. Aber (!) dieses Gefühl hatte ich hier überhaupt nicht. Der Konflikt kam für mich tatsächlich ein wenig überraschend, weil ich so in der Geschichte versunken war, und wurde dann in einem angemessenen Tempo abgehandelt.

Das Ende ist für mich rund und passt perfekt zu der Geschichte, auch wenn es eher unkonventionell ist. Aber das ist die ganze Geschichte sowieso, also hätte man es wohl besser kaum machen können. Ich für meinen Teil bin zumindest sehr zufrieden damit. Die Geschichte fühlt sich abgerundet, in sich abgeschlossen und einfach perfekt an.

Trotzdem unheimlichen guten Mittelteil und dem Ende gibt es von mir "nur" 4 Sterne, da die ersten 150 Seiten zu lahm für mich waren. Dennoch: Eine ganz klare Leseempfehlung!

"Aller guten Dinge sind zwei" ist ein unterhaltsamer Liebesroman, der sein Hauptaugenmerk nicht alleine auf die Liebesgeschichte legt, sondern auch auf die Entwicklung der Protagonistin und hat mir am Ende viel besser gefallen, als ich zu Beginn erwartete.