Rezension

Nachahmewerk vom bekannten Erotikroman von vor paar Jahren.

Hardwired - verführt
von Meredith Wild

Bewertet mit 2.5 Sternen

Nachahmewerk vom bekannten Erotikroman von vor paar Jahren. Dürftige Figuren, fadenscheinige Handlung als Staffage für die love story und (zu) viele Sex-Szenen.

Erica ist eine frisch gebackene Uni-Absolventin und Gründerin eines Start-ups, einer SN-Modeplattform. Einerseits versucht sie sich als Geschäftsfrau zu behaupten: ihre Plattform bekannter zu machen und, was noch schwieriger ist, einen zahlungskräftigen, verlässlichen Investor zu finden. Sie versucht ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, wofür sie keine ausreichende Grundlage hat, und mehr oder weniger im Alleingang die täglichen Aufgaben einer Unternehmensgründerin zu meistern. Andererseits müht sie sich erfolglos ab, von ihrer Abhängigkeit, die gleich zu Anfang feststeht, von ihrem neuen Bekannten Blake loszukommen. Somit ist sie eine Art zerrissene Heldin.

Blake ist ein Selfmade-Milliardär, der dank des Verkaufs seines Unternehmens reich wurde, und nun als Investor auftritt, der sich vielversprechende Start-ups anschaut.

Die beiden treffen sich in bester R. Pilcher Manier, als Erica in Blakes Arme in einem teuren Hotel hineinstolpert. Später treffen sie sich auf Ericas Geschäftspräsentation vor potentiellen Investoren. Erica ist wütend auf Blake, da ihr nicht gefällt, wie er sie während der Präsentation behandelte. Dabei blieb er sehr korrekt, stellte gute Fragen und sagte ohne Umschweife seine Meinung. Was dagegen aus Ericas Sicht über ihn behauptet wird, fällt unter Verleumdung, was sie als ein Dümmchen qualifiziert, das, kraft mangelhafter Menschenkenntnis und ihrer Labilität, die Finger von Geschäften hätte lieber lassen sollen. Selbst für eine angehende Geschäftsfrau hat sie zu wenig Urteilsvermögen und ings. zu wenig Zeug dazu. Dafür erfüllt sie ein anderes Klischee perfekt: Dumm… gut. Darüber hinaus entwickelt sie sich kaum. Sie pendelt zwischen zwei Zuständen: hin zu oder weg von Blake.

Mein „Problem“ mit den beiden „Helden“ dieser Geschichte: Sie sind zu zombi-artig und klischeehaft. Sie tun dies und jenes, dabei sind ihre Gedanken, Emotionen, Beweggründe, etc. schlicht behauptet a lá take it or leave it. Erklären und behaupten sind die Werkzeuge, derer sich die Autorin gerne und ausgiebig bedient. Und ich hatte meine Mühe, diese ohne Weiteres abzunehmen.

Die Nebenfiguren, etwa Alli, Ericas Freundin, oder Sid, ihr ehem. Kommilitone und  Netzwerkexperte, haben mich etwas mehr überzeugt.

Der Name Erica tut sein Übriges. Es gibt so viele Namen. Warum ausgerechnet diese abgedroschene Hässlichkeit für so ein hübsches Mädchen?

Die Handlung spielt hpts. in Boston, es gibt einen Ausflug ins Kasino in LA, und hat drei Hauptstränge, in dieser Folge der Prioritäten: Ericas Sex mit Blake, Ericas Suche nach dem Investor für ihren Start-up und Ericas Familienangelegenheiten, i.e. die Story mit dem Vater.

Ich war schon über die Häufigkeit der Liebesszenen sehr überrascht: als nach der ersten ausgedehnten Liebesszene auf S. 78 alle Paar Seiten auch weitere, über 3-4 Seiten andauernde Sex-Szenen aufgetischt wurden, kam mir vor, ich wäre in einer Vorlage für einen Soft-Porno-Film gelandet. Die Autorin kann es schreiben, keine Frage. Aber selbst bei einem Liebesroman ist es m.E. zu viel des „Guten“. Ich habe mich dabei schlicht gelangweilt. Die beiden hätten eigentlich jede Menge andere Dinge zu tun, daher drängte sich in der Hinsicht auch die Glaubwürdigkeitsfrage vielerorts in den Vordergrund.

Weder aus der Leseprobe noch aus der Buchbeschreibung war ersichtlich, dass es sich hier um ein Nachahmewerk vom gehypten Erotikroman von vor paar Jahren handelt, in dessen Titel das Wort Grau vorkommt. Offensichtlich, dass auch hier der Versuch unternommen wird, an das Erfolg des SM-Mehrteilers anzuknüpfen. Genau das gleiche Muster spricht dafür: ein reicher, junger, dominanter Mann und eine junge Frau, die ihm hoffnungslos verfallen ist. Beide sind von umwerfender körperlicher Perfektion, versteht sich.

Mich hat hpts. die Internet-Gründungsseite dieser Geschichte interessiert. Hart an der Glaubwürdigkeitsgrenze, aber ok. Erica konnte da leider auch nicht punkten, und Blake weiß eh besser Bescheid, sein Benehmen sendet die Botschaft in etwa: „It’s a mens world, baby. Bleib lieber bei den typischen Frauenaktivitäten in der Horizontale in meiner traumhafter Suite, dies entspricht optimal deinen Fähig- und Fertigkeiten.“

Die Zielgruppe darf hpts. bei jungen Frauen 15-35 liegen, die Faible für erotische Romane haben, bei denen Mr. Perfekt alias Ritter in schimmernder Rüstung auf dem weißen Schimmel das Leben der ihm verfallenen Prinzessin dirigiert.

Es liest sich leicht. Frau kann den Roman an einem Nachmittag durchlesen, vorausgesetzt, sie erträgt diese Häufung an Sexhandlungen und sonst so viel Quatsch auf einen Schlag.

Das Cover passt zu dem Inhalt: glitzernd, glatt, blendet beim ersten Blick.

Fazit: Wer den Erotikroman mit Grau im Titel gut fand, wird auch hier seinen Spaß haben. Mir kam vor, dass das Prinzip sex sells hier deutlich überstrapaziert wurde. Aber gut, die Geschmäcke sind verschieden. Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall. Ich vergebe mit viel Wohlwollen drei Sterne.

 

Kommentare

kommentierte am 10. Mai 2016 um 14:03

Ganz meine Meinung!