Rezension

Nacht in Caracas

Nacht in Caracas - Karina Sainz Borgo

Nacht in Caracas
von Karina Sainz Borgo

Bewertet mit 5 Sternen

Natürlich wissen wir aus den Nachrichten, was in Venezuela los ist. Aber kaum hat man es gehört, da ist es auch schon fast vergessen, denn es ist ja so weit weg.

Die Autorin Karina Sainz Borgo aber zeigt in diesem Roman so bedrückend und eindringlich, wie das Land in Elend und Chaos versinkt, dass man so schnell nicht wieder vergisst.

Adelaida Falcóns Mutter hatte Krebs. Adelaida hatte eine enge Beziehung zur Mutter und hat alles für sie getan. Nun wird sie beerdigt, aber nicht einmal das geht in Ruhe und mit Würde. Zu gefährlich ist das Pflaster in Caracas und selbst auf dem Friedhof. Kurze Zeit später wird ihre Wohnung von bewaffneten Frauen besetzt und Adelaide wird vertrieben. Wo soll sie hin? Ihr bleibt nur die Flucht, wenn sie sich retten will.

Adelaide hat den Halt verloren. Sie muss nicht nur mit dem Verlust der Mutter fertig werden, sie verliert auch die gewohnte Umgebung, die sie jetzt so nötig gebraucht hätte. Ihr bleiben nur die Erinnerungen. Wie kann man da nicht verzweifeln und doch ist da auch immer ein Stückchen Hoffnung. Ich konnte gut mit Adelaide fühlen, trotzdem hätte ich mir manchmal gewünscht, noch mehr von ihren Gefühlen zu erfahren und weniger von dem Schrecklichen, was in diesem Land passiert.

Es ist eine fiktive Geschichte und doch so nahe an der Wirklichkeit. Wir erleben mit, wie es in Venezuela zugeht, das vor gar nicht langer Zeit noch ein Ziel von Europäern war. Nun ist es gefährlich. Auf den Straßen gibt es Gewalt. Die Korruption ist groß – die Willkür ebenso. Die Inflationsrate steigt ins Unermessliche.

Es ist nicht leicht, diese Geschichte zu lesen, denn zu furchtbar ist das, was dort geschieht. Es ist beklemmend und macht fassungslos und dennoch wird man durch dieses Buch gefesselt. Diese Geschichte bleibt lange in Erinnerung.