Rezension

Naiv und ulkig

Señor Herreras blühende Intuition -

Señor Herreras blühende Intuition
von Linus Reichlin

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Schriftsteller zieht sich in ein abgelegenes Kloster in Spanien zurück. Doch sonderbarerweise scheint alles, was er dort erlebt, aus einem seiner Romane zu stammen. Der Koch des Klosters, ein ehemaliger Matador, bestärkt den Schriftsteller noch darin, dass er alles schon vorhergesehen hat. Im Verlauf der turbulenten Geschichte schaukeln sich die beiden immer weiter in eine alternative Wirklichkeit hinein, bei der am Schluss aus einer spanischen Zisterzienser-Nonne eine deutsche Textildesignerin wird, die ein Problem mit der Mafia hat. Oder ist es vielleicht wirklich so?

Den Roman »Señor Herreras blühende Intuition« von Linus Reichlin durfte ich mir auf Anfrage bei NetGalley als eBook herunterladen. Die 240-seitige, digitale Ausgabe mit der EAN 978-3-462-32173-9 kostet 4,99 € und erschien am 11. Februar 2021 bei Galiani Berlin im KiWi-Verlag.

Meinung: Für die kunstvolle Covergestaltung sind Manja Hellpap und Lisa Neuhalfen aus Berlin verantwortlich. Beide haben mit dem Motiv aus der Naiven Malerei den Kern des Romans erfasst: Den Leser erwartet eine verspielte Welt und naive Charaktere. Ich persönlich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite königlich amüsiert. Es fängt schon an mit dem vornehmen, intellektuellen Schreibstil. Es ist schon eine Kunst für sich, so zu tun, als sei man intelligent, obwohl man es nicht ist. Umgekehrt ist es einfacher, und das ist dem Autor gelungen. Die Charaktere sind skurril und schräg, sodass ich mich mit ihnen angefreundet habe, ja, ich habe sie in mein Herz geschlossen. Auch den Autor. Humor und Slapstick, die das Gemüt erheitert. Man wird persönlich eingebunden, weil der Autor die Leserschaft anspricht, dadurch schafft er eine innige Atmosphäre, man wird quasi zum Verbündeten, als sei man selbst Bestandteil der Geschichte, und das muss auch so sein, weil mit diesem Roman philosophische Fragen in den Raum gestellt werden, die sich der Leser nur selbst beantworten kann. Für mich ist dieser Autor eine Bereicherung.

Fazit: Eine aberwitzig und sehr ulkige Geschichte zum Abtauchen und Abheben!

>>> Leseprobe

Porträt: Linus Reichlin, geboren 1957, lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Für sein Debüt Die Sehnsucht der Atome erhielt er 2009 den Deutschen Krimipreis. Der Roman Der Assistent der Sterne (2010) wurde zum "Wissenschaftsbuch des Jahres 2010 (Sparte Unterhaltung)" gewählt. Es folgten die Romane Das Leuchten in der Ferne (2012), In einem anderen Leben (2014) und zuletzt Keiths Probleme im Jenseits (2019).

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