Rezension

Naive Journalistin stolpert über und durch Kriminalfall

Die Mädchen von der Englandfähre - Lone Theils

Die Mädchen von der Englandfähre
von Lone Theils

Inhalt:

„Die Mädchen von der Englandfähre“, das sind Lisbeth und Lulu, die 1985 bei einem Ausflug ihres Heims auf der Überfahrt von Dänemark nach England spurlos verschwinden. Die Suche bleibt erfolglos, der Fall ungeklärt.

Jahre später kauft die dänische Journalistin Nora Sand bei einem Trödler einen Koffer, in dem sie zufällig alte Fotos mit immer dem gleichen Motiv – einer jungen Frau im Vordergrund - findet. Unter anderem auch eins von Lisbeth und Lulu. Und zufällig hat sie gerade kurz vorher einen Bericht gesehen, in dem es um alte ungeklärte Fälle ging und da waren auch Lisbeth und Lulu dabei.

Als sie dann später in einem Buch über die makabersten Mordfälle der Neuzeit einen Bericht über William Hickley, genannt Bill Hix, ein Bild entdeckt, das den von ihr entdeckten Fotos total ähnelt, und sie in dem Koffer auch noch einen Namen, nämlich Hix, findet, ist ihre Neugier erwacht. Sie überzeugt ihren Chef davon, in der Sache zu ermitteln und darüber eine Story zu schreiben.

Und so beginnt sie zu ermitteln. Als Journalistin kennt sie viele Leute, die wieder Leute kennen und so kommt sie in ihrem Fall weiter und rollt einen uralten Kriminalfall wieder auf.

 

Cover, Schreibstil & Co.:

Das Cover gefällt mir recht gut. Es zeigt das Deck eines Schiffes, wahrscheinlich einer Fähre, und einen Mann, der vom Fotografen weg geht. Am unteren Ende und bis zur Mitte befinden sich Striche im Bild, die etwa davon rühren könnten, dass ein Bilderrahmen runter gefallen und dabei gebrochen ist. Diese Risse finden sich auch im Buch bei jedem neuen Kapitel als Hintergrundbild wieder. Das finde ich konsequent und sehr angenehm.

Allerdings muss ich mich doch fragen, auch nachdem ich das Buch gelesen habe, warum auf dem Cover ein Mann ist, wenn es sich doch um Mädchen handelt, die verschwunden sind. Das finde ich irgendwie irritierend.

Das Buch ist in einem flüssigen Schreibstil geschrieben. Allerdings gibt es leider einige Rechtschreib-, Grammatik-, eventuell Übersetzungs- und defintiv Logik-Fehler. Über ein paar davon kann man leicht hinweg lesen, über andere bin ich dann doch sehr gestolpert. Das schmälert das Lesevergnügen ein wenig.

 

Meine Meinung:

Die Protagonistin, Nora Sand, ist ein interessanter Charakter. Dass sie als Journalistin neugierig ist und diesen Fall verfolgt, scheint mir durchaus nachvollziehbar. Auch Kommissar Zufall hat natürlich in diesem Roman seine Berechtigung und ohne würde wohl so mancher Fall ungeklärt bleiben. Ihre weitreichenden Kontakte, die ihr bei der Ermittlung helfen, fand ich auch noch durchaus im Rahmen.

Allerdings ist Nora auch eine sehr starrsinnige, manchmal wie ein kleines beleidigtes Mädchen agierende, total naiive Person. An einigen Stellen möchte man sie einfach rütteln und schütteln, dass sie mal den Mund hält, zuhört oder so handelt, wie ein vernünftiger Mensch das machen würde. Das nervt zuweilen schon.

Und dann ist da noch Andreas, ihr ehemals bester Freund, mit dem sie seit Jahren endlich wieder Kontakt hat, der allerdings eine feste Freundin hat und das stört sie dann doch irgendwie gerade ungemein. Diese Liebesgeschichte hätte nicht unbedingt sein müssen und gibt dem Buch keinen Mehrwert.

Da es sich um den Beginn einer Reihe handelt, kann ich nur vermuten, oder hoffen, dass Andreas in den späteren Büchern irgend eine Rolle spielen wird, sonst wäre sein Charakter irgendwie sinnlos gewesen.

Absolut super fand ich dagegen den Spezialermittler Spencer von Scottland Yard. Er ist ein wenig mürrisch und eigen, scheint aber absolut top zu sein in dem, was er tut. Mehr möchte ich zu ihm nicht schreiben – das muss man einfach im Buch lesen. Den finde ich richtig klasse. Ich hoffe sehr, er spielt in den nächsten Teilen der Reihe noch eine Rolle.

 

Fazit:

Nora ist einfach zu naiiv und stolpert so durch die Geschichte. Einige – auch brenzliche – Situationen hätten vermieden werden können, wenn sie manchmal einfach den Kopf eingeschaltet hätte. Das Finale ist sehr rasant, aber irgendwie macht es auch ein wenig den Eindruck von – ich muss jetzt zum Ende kommen und alles aufklären, weil das Buch nicht mehr als 430 Seiten haben soll.

Das Buch ist nicht schlecht und wenn man über die bereits erwähnten Fehler hinweg sehen kann, durchaus lesenswert, aber es hat leider auch deutliche Schwächen.