Rezension

Naive Weisheit aus Island

Kalmann -

Kalmann
von Joachim B. Schmidt

Bewertet mit 5 Sternen

Joachim Schmidt erzählt diesen Roman aus der Sicht Kalmanns, dem Sheriff von abgelegenen Raufarhöfn in Island. Kalmann ist schon 30 Jahre alt, aber geistig auf dem Niveau eines Grundschulkindes, manchmal ist er nicht bei der Sache oder erinnert sich nicht mehr. Die Sheriff-Ausrüstung hat er von seinem stets abwesenden amerikanischen Vater bekommen und er trägt sie täglich mit viel Stolz. Sein Opa hat ihm viel Selbstvertrauen mitgegeben und ihm die Welt so einfach erklärt, dass er sie verstand. Nun ist der mittlerweile demente Opa im Altenheim, aber Kalmann erklärt sich die Welt weiterhin, so wie sein Opa es getan hätte. Dabei kommen herrliche Vergleiche heraus, die im ersten Moment lustig scheinen, aber doch Sinn ergeben, manchmal tiefgründig anmuten.

 

Kalmann wohnt allein im Haus der Familie, die Mutter sieht regelmäßig nach ihm, wohnt aber in einer anderen Stadt, in der sie Arbeit gefunden hat. Kalmann wird im Dorf mit seinen Eigenheiten akzeptiert, er geht alleine jagen oder fährt hinaus, um Haie zu fangen. Er stellt den zweitbesten Gammelhai Islands her.

Eines Tages entdeckt er während der Jagd einen Blutfleck im Schnee, der Verdacht, dass dies etwas mit dem verschwundenen Hotelier des Ortes zusammenhängt, ist schnell gefasst. Polizei und Journalisten fallen in das verschlafene Städtchen ein. 

 

Schmidt ist hier ein wunderbarer Roman gelungen, der aus der Sicht eines besonderen Protagonisten über isländische Orte und ungewöhnliche Menschen erzählt. Es ist mal ein anderes Erlebnis, die Welt aus der Sicht eines gehandicapten zu erleben und nie zu wissen, ob das erlebte tatsächlich der Wahrheit entspricht. Die Natur Islands wird wie nebenbei einprägsam und genau beschrieben. Der Bericht eines Außenseiters über sein Leben, verwoben mit einem ungewöhnlichen Krimi. Mir hat das Buch sehr gefallen.