Rezension

Naja...

Das Mädchen mit dem Stahlkorsett
von Kady Cross

Bewertet mit 2.5 Sternen

London im 19. Jahrhundert: Für die 16-jährige Finley könnte das Leben in London eigentlich so einfach sein, denn alles was man von ihr erwartet, ist gutes Benehmen und ein hübsches Aussehen. Beide besitzt sie, aber nicht nur das: Sie hat unmenschliche Kräfte, die stellenweise mit ihr durchgehen. Dadurch verliert sie ihre Arbeitsstelle und steht vor dem Nichts. Völlig verzweifelt trifft sie auf Griffin, der sie bei sich aufnimmt. Recht schnell wird klar, dass sie perfekt zu ihm und seiner kleinen Gruppe von Leuten passt, denn auch sie haben übermenschliche Kräfte, mit denen sie leben müssen. Zusammen mit ihren neuen Freunden möchte sie gegen das Böse auf London’s Straßen ankämpfen, doch Finley hat auch eine dunkle Seite in sich, die ihre Entscheidungen fordern…

“Das Mädchen mit dem Stahlkorsett” ist Kady Cross’ erster Roman und gleichzeitig der Auftakt der “Steampunk Chronicles”-Reihe. Hinter dem Pseudonym Kady Cross versteckt sich die Bestseller-Autorin Kathryn Smith, deren Bücher regelmäßig bei PAN und Knaur veröffentlicht werden.

Für einen Streampunk-Roman ist “Das Mädchen mit dem Stahlkorsett” okay, aber leider auch nicht mehr. Die Geschichte hat mich an vielen Stellen verwirrt und ich hatte einige Probleme, in das Buch hineinzufinden. Erst gegen Ende kam ich so langsam in die Story hinein, was aber für meinen Geschmack etwas zu spät war. Dadurch konnte kein wirklicher Lesespaß aufkommen und ich konnte mich weder in die Charaktere hineinversetzen, noch mit ihnen mitfiebern. Die Annäherungen der Protagonisten sind zaghaft und werden langsam aufgebaut, ohne zu kitschig zu wirken. Die Dialoge untereinander sind interessant, aber zum Teil sehr langatmig.

Der Schreibstil ist trotz mancher Langatmigkeit flüssig und die Handlung ist durchaus interessant, nur leider macht der erste Band eher den Anschein, als seien zwar viele Ideen vorhanden, aber nicht ganz so umgesetzt, wie man es sich erhofft hat. Einen großen Pluspunkt erhält die Autorin für ihre Recherche, denn (wahre) historische Ereignisse werden hier zum Teil richtig gut und interessant beschrieben. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Dadurch hat man die Protagonisten ein wenig besser kennengelernt. Am meisten wird jedoch aus der Sicht von Finley erzählt. Ihre Gedanken und Gefühle werden dem Leser gut herübergebracht, weisen aber auch ein paar Schwächen auf, da manche Gedanken sehr widersprüchlich sind. Hier kann man aber auch vermuten, dass es mit dem Alter der Protagonistin zusammenhängt.
Finley ist authentisch, mutig und versucht stets einen klaren Kopf zu behalten. Sie hat zwei Persönlichkeiten, was sie zu einer interessanten und facerettenreichen Protagonistin macht. Sie ist übermenschlich stark und kann sich und ihre Kräfte nicht immer kontrollieren, sodass sie schon öfters unfreiwillig ihre Arbeitsstelle wechseln musste. Ins Herz schließen konnte ich sie jedoch noch nicht, was an den bereits oben genannten Gründen liegt. Gleiches gilt hierbei auch für Jack, Griffin und Emily, wobei mir letztere immer noch am besten gefallen hat.

Sehr gut hat mir gefallen, dass die Geschichte in London spielt und vor allem, wie die Stadt hier beschrieben wird. Obwohl die Geschichte Ende des 19. Jahrhunderts spielt, wirkt die Stadt stellenweise so modern wie das heutige London, aber auch gleichzeitig altmodisch. Die Mischung ist geradezu perfekt.

Die Covergestaltung ist ein absoluter Eyecatcher. Finley wird hier sehr gut dargestellt, vor allem ihr leicht patziger Gesichtsausdruck und ihre Körperhaltung passen perfekt zu ihren zwei Persönlichkeiten. Auch die Kleidung ist gut ausgewählt und passt ins 19. Jahrhundert. Die Kurzbeschreibung ist vom Verlag etwas zu lang geraten und verrät eindeutig zu viel, sodass ich während des lesens kaum noch überrascht wurde. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Insgesamt hat mich “Das Mädchen mit dem Stahlkorsett” nicht unbedingt gelangweilt, aber auch nicht gänzlich von sich überzeugt. Man merkt der Autorin an, dass noch sehr viele Ideen vorhanden sind. Hoffentlich kann sie diese im zweiten Band besser umsetzen, der 2012 in den USA erscheint.