Rezension

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Narbenfrau

Narbenfrau - Gerlinde Friewald

Narbenfrau
von Gerlinde Friewald

Bewertet mit 2 Sternen

Ein Profiler muss in seiner Heimatstadt einen Mord aufklären, der ihn mit seiner alten Clique konfrontiert.

‘*‘ Meine Meinung ‘*‘
Diese Rezension enthält SPOILER!!!
Ja, ich weiß, viele von euch lesen keine Klappentexte, aber wenn ich von einem Buch höre oder lese, schaue ich mir diesen an, um herauszufinden, ob das Buch Einzug in meine Leseliste findet. Also wartete ich bei „Narbenfrau“ auf den zweiten Mord und der geschah erst im letzten Drittel der Handlung. Damit dürfte klar sein, dass alles bis zu diesem Moment dem Aufbau der Story diente. Diese findet sich auch in den ausschweifenden Beschreibungen von Szenen, Menschen und Orten wieder. Ich fragte mich immer, wann es denn endlich spannend wird.
Bitte verschont mich mit „Der Verlag schreibt den KT, der Autor hat keinen Einfluss darauf“. Wenn sich niemand darüber beschwert, wird sich auch nie was ändern. Und ich lasse mir äußerst ungern die Spannung vermiesen - egal von wem.
Es ist interessant, dass mein größter Kritikpunkt sich in keiner Rezension, die ich bisher auf allen möglichen Plattformen gelesen habe, widerspiegelt. Wenn ein Mann dieses Buch geschrieben hätte, wären die Feminist*innen und Gendersternchen-Verfechter*innen Amok gelaufen. Der Profiler ist ein heißer Typ und lässt nicht anbrennen, soweit so gut. Doch gleich zwei Mal in diesem Buch sagt er zu einer Frau sinngemäß „Nein, ich will nicht, das ist keine gute Idee“. Es geht jedes Mal darum, dass die Frauen mit ihm in die Kiste wollen, ihm deshalb zum Beispiel in den Schritt greifen oder ihn trotz dieses Kommentars im Hotelzimmer ausziehen. Was ist aus „Nein heißt Nein“ geworden? Gilt das nicht für Männer? Gleichberechtigung nur für Frauen? Selbstverständlich reagiert der Körper des Mannes auf diese Berührungen. Aber wenn einer Frau Gewalt angetan wird, wird dieser körperliche Mechanismus, der auch bei Frauen eintritt, häufig genug von ihr selbst als Zweifel an der Gewalt angesehen. Sorry, Frau Friewald, aber das geht gar nicht.
Überhaupt finde ich die Beschreibungen der Figuren sehr wertend bzw. abwertend und „Adjektivismus“ bekommt eine neue Dimension.
Der Plot an sich ist interessant und man hätte mehr daraus machen können. Ein bisschen weniger Klischeebeschreibungen, ein bisschen mehr Tiefe der Figuren. Dann würde das Thema „Nekrophilie“ nicht an Brisanz verlieren.
August Thiemann hat hervorragend gelesen und den Charakteren soviel Leben und Format eingehaucht, wie es ging. Das hat dem Buch den zweiten Narben-Stern verpasst.

‘*‘ Klappentext ‘*‘
Der erste Fall für Profiler und Frauenheld Nick Stein. Ein fesselnder Krimi für Fans von Nele Neuhaus.
Eigentlich wollte Nick Stein, Profiler und bester Mann beim BKA, seine Heimatstadt Mödling so weit wie möglich hinter sich lassen. Doch wegen des Mordes an einer alten Schulkollegin, die er damals verspottete, kehrt er zurück. Genau genommen müsste er den Fall abgeben, denn die Ermittlungen führen mitten hinein in seine alte, feierfreudige Clique, die mittlerweile zur Mödlinger Elite gehört. Aber private Gefühle können einen Nick Stein nicht ablenken, er ist schließlich promovierter Psychologe.
Allerdings kann der charismatische Nick den Frauen nach wie vor genauso wenig widerstehen wie sie ihm, selbst wenn ihn eine leise Stimme warnt, dass er den Lebensstil seiner alten Freunde seinerzeit nicht grundlos aufgegeben hat. Als sich auch noch der Bürgermeister einmischt und ein zweiter Mord geschieht, ist es mit der professionellen Distanz endgültig vorbei, denn hinter den bürgerlichen Fassaden lauert das nackte Grauen...